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SportlerInnen im Dorfgeschwätz-Gespräch

24.08.2008: Daniel Wiesner, Triathlet
06.07.2007: Nicole Söder, SC Freiburg
26.06.2007: Susanne Hartel, noch 1. FFC Frankfurt
22.02.2007: Dietmar Sehrig, SC Freiburg
30.07.2006: Juliane Maier, SC Freiburg
29.06.2006: Petra Vidmar, SC Freiburg
04.06.2006: Karine Levy, SC Freiburg
07.12.2005: Alena Thom, SC Freiburg
10.09.2005: Alexandra Stegmann, SC Freiburg


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24.08.2008: Daniel Wiesner im Dorfgeschwätz-Gespräch:
Viele Kilometer bis Hawaii


Daniel Wiesner Am Dienstag, 19.08.2008 gewann in Peking der Saarbrücker Triathlet Jan Frodeno überraschend die Goldmedaille über die Olympische Distanz (1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren, 10 km Laufen). Wir können kein Interview mit dem Olympiasieger bieten, dafür aber mit dem Europameister seiner Altersklasse über die Ironman-Distanz von 2007 und Vize-Europameister von 2008: Daniel Wiesner Jahrgang '74 kommt aus Maulburg und betreibt seit 1999 Triathlon.


Dorfgeschwätz: Du machst Triathlon über die Ironman Distanz (3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren, 42,2 km Laufen!). Das hört sich für einen "Normalsterblichen" geradezu abartig an. Wie bist Du zum Triathlon gekommen und warum gerade diese langen Distanzen?
Daniel Wiesner: Im Alter von 15 Jahren haben wir im Englisch-Unterricht einen Artikel über den Ironman auf Hawaii gelesen. Damals fand ich diesen Sport schon richtig gut und war irgendwie infiziert. Es dauerte aber noch ca. 10 Jahre bis ich den Absprung vom Fußball schaffte und anfing regelmäßig zu trainieren. Zu Beginn habe ich auch nur die Olympische Distanz bestritten, da mich eigentlich auch nur die kürzeren Distanzen interessiert haben und ich dort schneller werden wollte. Mit der Zeit wuchs aber die Neugier an den längeren Distanzen und 2004 bestritt ich in Frankfurt meinen ersten Triathlon über die Langdistanz. Erstaunlicherweise hab ich mich dann auch gleich für Hawaii qualifiziert. Aber nach dem Motto, ohne Moos nix los musste ich noch warten. Ich konnte es mir einfach nicht leisten, nach Hawaii zu reisen!
Du hattest in den letzten beiden Jahren ja richtig viel Erfolg. Wie viel trainierst Du um dieses hohe Niveau zu erreichen bzw. zu halten? Gib unseren Lesern bitte einmal einen Einblick in Deinen Alltag.
Morgens 18 km mit dem Rad zur Arbeit; 2-3 Mal in der Mittagspause 12 km Laufen; Abends mit dem Rad entweder direkt Heim oder mit einem Umweg; 2 Mal die Woche je 4 km Schwimmen. Macht im Jahresschnitt ca. 15 Std. Training in der Woche, nebenbei muss ich noch 42 Std. arbeiten (lacht). Wenn man das auf das Jahr hochrechnet, sind das 320 km Schwimmen; 9000 km Rad und 2300 km Laufen.
Was waren bis jetzt Deine größten Erfolge?
Daniel: Im letzten Jahr wurde ich beim Ironman Germany in Frankfurt Europameister in meiner Alterklasse [30 - 34 Jahre, Anm. d. Red.] mit einer Zeit von 8 Std. 55 Min. und 19. in der Gesamtwertung bei 2300 Startern. Im selben Jahr ging es dann nach Hawaii zur Weltmeisterschaft, wo ich mein Ziel unter die ersten Hundert zu kommen mit dem 87. Platz erreichen konnte. Hawaii ist ja bekanntlich der Mythos unter den Ironman. Ist es dort wirklich so unmenschlich wie es immer beschrieben wird?
Mir geht es eigentlich bei jedem Ironman-Rennen schlecht (grinst), da hat Hawaii auch keine Ausnahme gemacht. Wobei der Wind auf der Radstrecke und die Hitze von 35°C und 80% Luftfeuchtigkeit beim Marathon schon heftig waren.
Ich kann mir vorstellen, dass die Ausrüstung mit Schwimmanzug, Fahrrad usw. ziemlich teuer ist. Hast Du als Europameister '07 und Vize Europameister '08 Sponsoren, oder musst Du alles selber berappen?
Da ich mein Geld selber verdiene, sah ich es in der Vergangenheit nicht unbedingt als notwendig an, mich um Sponsoren zu kümmern. Im letzten Jahr bin ich in dieser Hinsicht ein wenig aktiver geworden, da die Ausgaben sich ja nicht nur auf das Material belaufen, sondern auch Startgelder (ein Ironman kostet 400 Euro!), Fahrtkosten und Trainingslager hinzukommen. Mittlerweile unterstützt mich die Firma Sailfish mit einem Neoprenanzug und Wettkampfkleidung. Seit dieser Woche ist auch klar, dass mich die Firma Scott ab nächster Saison mit einem Wettkampfrad ausrüsten wird. Den Deal hat das Team von Follow Me in Lörrach für mich eingefädelt.
Ist die Saison für Dich schon vorbei, oder steht im Oktober noch Hawaii an?
Im letzten Jahr habe ich gemerkt, dass ich zeitmässig an der Grenze war. Zwei Ironman in einem Jahr sind nicht nur körperlich eine hohe Belastung, sondern auch für das ganze Umfeld. Meine letzte Saison dauerte von November 2006 bis Oktober 2007. Und das Training für die Saison 2008 begann im Dezember des letzten Jahres. Deswegen verzichte ich dieses Jahr auf Hawaii, meine Freundin möchte mich schließlich auch mal sehen. Ich werde am 30. August noch eine Abstecher in das Lager der Mountainbiker machen und die 12 Stunden von Todtnauberg fahren und am 7.9. werde ich in Geradmer (Vogesen) noch eine Olympische Distanz machen, wo ich noch ein Wörtchen um den 3. Platz in der Regiocup-Wertung mitreden kann.
Was sind deine sportlichen Ziele für das nächste Jahr?
Ich werde 2009 beim Ironman Switzerland in Zürich starten. Dort möchte ich unter die ersten 15. Wenn in der Vorbereitung alles nach Plan läuft und ich meine Schwächen noch ein wenig verbessern kann geht's vielleicht noch ein wenig weiter nach oben in der Ergebnisliste.
Und dann wieder Hawaii?
Daniel: Ja, geplant ist es! Aber bis dahin kann noch viel passieren und bei der Qualifikation in Zürich muss eben alles passen.
Viel Erfolg, viel Spaß und vor allem keine Verletzungen. Herzlichen Dank für das Gespräch!
sw

Heimatseite von Daniel Wiesner

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06.07.2007: Nicole Söder im Dorfgeschwätz-Gespräch:
"Es ist einiges möglich"
Söder blickt optimistisch in die Zukunft

Nicole Söder (Foto: P. Brauweiler) Nicole Söder, Jg. 1980 ist in den Reihen der Bundesligamannschaft des SC Freiburg eine der "Altgedienten". Seit 2002 spielt sie für die Breisgauerinnen und trägt gelegentlich als 'zweite Stellvertreterin' das Kapitänsbindle auf dem Platz. Im richtigen Leben ist Söder Diplom-Ingenieurin (FH) für Produktion und Logistik. Im Dorfgeschwätz- Gespräch kündigt Söder ihr Karriereende in einem Jahr an. (Foto: P. Brauweiler)


Dorfgeschwätz: Hallo Nicole, erst mal herzlichen Glückwunsch zum Klassenerhalt, den ihr drei Spieltage vor Schluss klar gemacht habt. Nach der sensationellen Rückrunde der letzten Saison eher enttäuscht vom Saisonverlauf?
Nicole Söder: Danke!
Einerseits ja, andererseits darf man auch nicht vergessen, dass es zu Beginn der Saison einen großen Umbruch in der Mannschaft gegeben hat und wir einige neue, junge Spielerinnen dazu bekommen haben, die durch die Verletzungen von Melanie Behringer und Kerstin Boschert und den Weggang von Alena Thom, Valerie Maillard und Karine Levi (die alle wesentlichen Anteil an dem Erfolg der Rückrunde hatten!!) im Prinzip "ins kalte Wasser" geworfen wurden, von Beginn an spielen und plötzlich sehr viel Verantwortung übernehmen mussten.
Wobei das jetzt allerdings keine Kritik an unseren jungen Spielerinnen sein soll, ich bin überzeugt davon, dass sie alle noch eine sehr erfolgreiche Zukunft vor sich haben werden. Es gab mit Sicherheit viele Faktoren, die diesen Saisonverlauf negativ beeinflusst haben.
Auch wenn es wahrscheinlich schwierig ist, sich über Mannschaftskolleginnen auszulassen: Im Interview in der Winterpause kam der Trainer beim Erwähnen zweier Namen geradezu ins Schwärmen. Teilst Du diese Ansicht?
Ich bin der Meinung, dass wir einige sehr gute Spielerinnen haben.
Du hast von den Stammspielerinnen Deinen Vertrag als letzte verlängert. Warum hast Du so lange gezögert?
Bei mir hat es ausschließlich berufliche Gründe, da ich in meinem Job doch sehr eingespannt bin und ich Schwierigkeiten habe Sport und Beruf unter einen Hut zu bekommen und beides zu Hundertprozent durchzuziehen.
Meine Prioritäten liegen mittlerweile klar auf meinem Beruf, da es im Frauenfußball nach wie vor leider so ist, dass wir für den enormen Aufwand den wir betreiben keine angemessene Entschädigung bekommen, die es uns erlaubt uns ausschließlich auf den Sport zu konzentrieren.
Und permanent unter Stress und Druck zu stehen ist nicht ganz einfach. Von daher habe ich mir lange und auch gut überlegt, ob ich noch ein Jahr dranhänge.
Heißt das, in einem Jahr ist definitiv Schluss für Dich?
Voraussichtlich ja!
Mit 10 Jahren hast Du angefangen im Verein Fußball zu spielen. Wie kam's dazu?
Kicken wollte ich eigentlich schon mit sieben oder acht, da in meiner damaligen Klasse fast alle im Verein Fußball gespielt haben, darunter auch zwei Mädels. Meine Mutter war lange Zeit dagegen, da sie der Meinung war, dass Fußball nichts für Mädchen sei und hat mich darauf hin beim Tennis angemeldet. Dort war ich dann aus Protest ganze zwei Mal.
Kurze Zeit später haben meine Brüder angefangen zu spielen und sie waren letztendlich die Wegbereiter, da mir meine Mutter dann nicht mehr verbieten konnte, was sie meinen jüngeren Brüdern erlaubt hat.
Mit 13 hast Du dann eine Saison parallel bei den Mühlbacher Junioren und der Mädchenmannschaft vom SG Kirchardt gespielt, war das in dem Alter nicht unheimlich stressig?
Nein, überhaupt nicht! Soweit ich mich erinnern kann, hatte ich sogar noch eine Menge Spaß dabei.
Rückblickend muss ich sagen, dass ich sehr froh bin, dass ich lange bei den Jungs gespielt habe. Das Training war härter und schneller und hat mich mit Sicherheit auch geprägt.
1999 bist Du dann zum TSV Crailsheim gewechselt und gleich in der ersten Saison in die Regionalliga Süd aufgestiegen. Warst Du damals Stammspielerin?
Ja, es lief von Beginn an sehr gut für mich in Crailsheim und ich war immer unter den ersten Elf.
2002 dann der Wechsel nach Freiburg in die erste Liga. War die Umstellung groß?
Für mich damals schon, ja! Es wurde viel schneller und körperbetonter trainiert und gespielt, was ich aus der Regionalliga höchstens von Spitzenmannschaften her kannte.
Ich habe nahezu ein halbes Jahr gebraucht, um mich daran zu gewöhnen.
Als Lieblingsverein gibst Du in Deinem Steckbrief den VfB Stuttgart an. Wie geht das, mit dem Herzen beim "Lieblingsfeind" zu sein und für Freiburg zu spielen?
Sehr gut sogar!
Und es reizt innerhalb der Mannschaft immer wieder zu neuen hitzigen und witzigen Diskussionen an! Deshalb sollte ich auch an der Stelle wohl auch nicht zuviel sagen!! (lacht)
Die Situation im Gesamtverein, der ja im Lichte der öffentlichkeit weitgehend von den Profis bestimmt wird, war im letzten halben Jahr - gelinde ausgedrückt - nicht ganz so rosig. War oder ist die Frauenabteilung davon irgendwie betroffen?
Nein, das Ganze ging weitestgehend an uns vorbei.
Ob es noch irgendwelche Auswirkungen für die Frauenabteilung haben wird, wird man vermutlich erst im nächsten halben Jahr/Jahr sehen
Mit der Schweizerin Martina Moser wird in der nächsten Saison eine weitere Nationalspielerin in den Kader kommen, die anderen drei feststehenden Neuzugänge sind ebenfalls U-17- bzw. U-19-Nationalspielerinnen - von der Papierform her kommt also noch mal Qualität in den Kader. Was kann man von Euch in der nächsten Saison erwarten?
Ich denke, wenn die Mädels sich richtig in die Mannschaft integrieren, ist einiges möglich.
jh

Nicole Söder bei Wikipedia
SC-Trainer Sehrig im Dorfgeschwätz-Gespräch


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20.06.2007: Susanne Hartel im Dorfgeschwätz-Gespräch:
Hartel zeigt sich selbstbewusst
Neuzugang des SC Freiburg im Kurzinterview

Susanne Hartel Susanne Hartel, Jahrgang 1988, kam vom MFC 08 Lindenhof über Viktoria Neckarhausen im Alter von 15 Jahren zum 1. FFC Frankfurt. Für die U-15- und U-17- Nationalmannschaft lief sie jeweils zweimal auf, aktuell ist Hartel U-19-Nationalspielerin, wo sie bis dato drei Tore in sechs Spielen erzielte.
Zur Saison 2007/2008 wechselt Hartel zum Erstligisten SC Freiburg. Das Dorfgeschwätz sprach mit der Mannheimerin über ihren bevorstehenden Wechsel in den Breisgau. (Foto: privat)


Dorfgeschwätz: Was bewegte Dich dazu, die Mannschaft, mit der man fast schon eine Titelgarantie hat, zu verlassen und in die "Freiburger Provinz" zu wechseln?
Susanne Hartel: Freiburg würde ich nie als "fußballerische Provinz" bezeichnen, denn hier wird mit einer jungen Mannschaft richtig gute Arbeit geleistet und der 10. Tabellenplatz dieses Jahr spiegelt nicht das Potenzial wider, welches in der Mannschaft steckt. Allerdings gibt es, wie der Trainer Dietmar Sehrig analysiert hat, Schwächen in der Verwertung der Torchancen. Und genau hier sehe ich sehr gute Möglichkeiten mich in die Mannschaft einzubringen und anders als in Frankfurt meine Torjägerqualitäten unter Beweis zu stellen.
Wie lange liefen denn die Gespräche schon?
Der Trainer hatte mich etwa Anfang des Jahres angerufen und mir seine Vorstellungen dargelegt, was er in der nächsten Saison verändern will und welche Erwartungen er an das Team und die einzelnen Spielerinnen hat.
Hast Du ein fußballerisches Vorbild, oder einE LieblingsspielerIn?
Birgit Prinz, Thorsten Frings.
Du wohnst bisher in Mannheim und fährst regelmäßig nach Frankfurt zum Training und den Spielen. Wirst Du das auch zukünftig so halten, nur eben Richtung Süden? Ist das nicht unheimlich stressig?
Stressig ist das nicht, da ich mit dem Zug fahren kann und man gewöhnt sich dran. Jedoch sind das zusammen pro Trainingstag 4 Stunden Fahrzeit für Hin- und Rückfahrt. Allerdings kann ich diese Zeit auch sehr gut zum Lernen nutzen, denn ich bin im dritten Lehrjahr meiner Ausbildung zur "Elektronikerin für Betriebstechnik" bei John Deere Werke Mannheim und im Februar 2008 steht die Abschlussprüfung an.
Im Gesamtverein, bzw. rund um die Profimannschaft des SC haben sich in den letzten Monaten unschöne Dinge abgespielt, die auch bundesweit in den Medien ihr Echo fanden. Hatte das irgendwelchen Einfluss, auf Deine Entscheidung nach Freiburg zu wechseln, zumindest insoweit, dass Du dadurch noch einmal mehr nachgedacht hast?
Ein ganz deutliches Nein. Die Ansprache durch den Trainer Dietmar Sehrig und die Managerin Birgit Bauer haben mir deutlich gezeigt, dass der Damenfußball in Freiburg seinen eigenen Stellenwert hat und - als Abteilung des SC geführt - mehr als nur "geduldet" wird. Unabhängig davon wäre es natürlich wünschenswert, wenn dem erstklassigen Frauenfußball mehr Beachtung geschenkt würde.
Die Erfahrung der gerade abgelaufenen Saison zeigen, dass eine Spielerin, die gerade von der U-19-EM zurückkommt, nicht gerade erholt in die neue Saison startet. Du wirst im Juli voraussichtlich in Island die EM spielen, hast Du Bedenken, dass Du im Verein dann auch Startschwierigkeiten haben könntest?
Die Berufung in die Natio ist für mich eine sehr große Ehre und etwas Besonderes. Sie ist Lohn guter Leistungen während der Saison. Natürlich hoffe ich auf eine Teilnahme bei der Endrunde in Island. Und natürlich werde ich alles daran setzen, mich für das Team zu empfehlen. Dass es danach zu "Startschwierigkeiten" beim SC kommen könnte, glaube ich nicht. Ich fühle mich sehr gut und bin in guter körperlicher Verfassung.
Darüber hinaus hatte ich nach Saisonende 07 bis zum Beginn der EM genügend Zeit für Erholung. Wer rastet, der rostet und außerdem freue ich mich auf die kommende Saison und das Freiburger Team.
Susi, wir danken für das Gespräch und wünschen Dir eine erfolgreiche EM und natürlich einen guten Start beim SC Freiburg.
jh

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22.02.2007: Dietmar Sehrig im Dorfgeschwätz-Gespräch:
"Nach dreißig Minuten wußte ich, die geb' ich nicht mehr her"

Dietmar Sehrig Dietmar Sehrig, Jahrgang 1961, seit 2005 Trainer der Frauen- Bundesligamannschaft des SC Freiburg, zieht im Dorfgeschwätz- Gespräch eine Bilanz der Hinrunde, spricht über den erfreulichen Neuzugang und überraschende Vertragsauflösungen, kommt bei einigen Namen aus seinem Kader geradezu ins Schwärmen und blickt positiv gestimmt auf die kommende Rückrunde.
Hier im Bild in der Halbzeitpause des Spiels FFC Brauweiler- Pulheim vs. SC Freiburg, am 15.10.2006, beim Spielstand von 0:0 - am Ende sollte es am vierten Spieltag der erste Saisonsieg werden.

Zur Person

Dorfgeschwätz: Waren sie selbst mal aktiv?
Dietmar Sehrig: Ja klar, ich hab in meiner aktiven Zeit beim SC Geislingen im Tor gespielt, da hatte ich meine beste Zeit, direkt aus der Jugend raus in die erste Mannschaft, damals in die Verbandsligamannschaft. Den Sprung zur eindeutigen Nr. 1 hab' ich dann aber leider nicht geschafft. Dann hab' ich meinen sportlich größten Fehler gemacht, dass ich ein Jahr vor dem Kreuzbandriss aus freien Stücken in die zweite Mannschaft gewechselt bin - nach unten zu wechseln war aus heutiger Sicht ein Fehler und den würde ich nie mehr machen - dann kam der Kreuzbandriss und damit war dann die aktive Laufbahn auch beendet, es ging einfach nicht mehr.
Haben sie Trainerscheine?
Ich hab die A-Lizenz, fehlt mir nur noch der Fußballlehrer, das wäre zwar schön gewesen, das zu machen, aber da muss so vieles passen: bekommt man es beruflich auf die Reihe - immerhin ist das ein halbes Jahr Studium in Köln; dann muss es natürlich auch finanziell machbar sein; und da wäre dann eben die Anbindung an einen großen Verein vorteilhaft. Es ist auch immer eine kritische Sache; wo kommt man damit an, was kann man damit machen, als Fußballlehrer.
Wen haben Sie denn vor den SC-Frauen trainiert?
Ich hab' davor auch Frauen trainiert, vier Jahre beim FV Faurndau in der Oberliga Baden-Württemberg, da wo unsere U21 des SC auch spielt, dadurch sind die Kontakte zum SC Freiburg entstanden.
Von 1985 -1995 war ich Jugendtrainer beim SC Geislingen, ab 1996 Co-Tainer in der Oberliga und gleichzeitig Jugendkoordinator, bis ich dann von 1998 bis 2000 die Landesliga beim SC Geislingen trainierte. Bis Sommer 2001, das war so die erste fußballlose oder trainerlose Zeit. über die Eindrücke der EM 2001 mit Spielen in Ulm kam ich dann zum Frauenfußball.
Kann man davon Leben, oder arbeiten Sie noch was nebenher?
Ich habe die tolle Möglichkeit in meiner eigentlichen Arbeit in einer 50-%-Teilzeitbeschäftigung als Polizeibeamter zu arbeiten.
Was haben Sie für eine Motivation, so eine Mannschaft zu trainieren? Die Perspektiven nach oben sind derzeit nicht sonderlich gut, sie werden finanziell nicht all' zuviel bekommen - wo kommt die Motivation her?
Die Perspektiven kann man sich auch erarbeiten. Eigentlich sind wir Trainer - das ist unabhängig von der Spielklasse, ob jetzt Bundesliga oder Kreisliga - alle etwas verrückt. Und von den Möglichkeiten, die ich jetzt hier habe, nach meiner Zeit in Geislingen mit Abstand das Beste. Von dem her, was ich ausschöpfen kann, was ich auch trainieren kann. Dann die Zusammenarbeit mit dem Olympiastützpunkt Freiburg, mit den Trainer aus anderen Sportarten, dies ist auch für mich ein Trainerhighlight. Aber die Grundmotivation bei uns Trainern - wir Trainer sind eben verrückt.
Egal, auch wenn es Kreisliga ist, wenn man das als Trainer macht, dann schaut man nicht aufs Geld, sondern macht das aus voller überzeugung. Und was mich betrifft, ich trainiere ein der besten zwölf Mannschaften Deutschlands und egal ob ich jetzt Zehnter oder Elfter bin. Letztes Jahr habe ich Frankfurt geschlagen, das sind dann die Highlights.
Als großes Ziel arbeiten wir daran, dass wir langfristig in eine optimale Struktur reinkommen - es wird jedes Jahr knallhart in der Bundesliga werden - die uns die Möglichkeit bietet sich langfristig in der Bundesliga zu etablieren.
Wie lange läuft ihr Vertrag?
Das sind immer Jahresverträge, aber ich kann mir schon vorstellen, noch länger in Freiburg zu bleiben, möglicherweise auch als letzte Station, dass ich sage, nach Freiburg ist dann der Trainerberuf erledigt.

Zum Verein

Wie sehen Sie das Standing der Frauenabteilung innerhalb des Vereins?
Es ist immer ein Geben und Nehmen und ich vertrete die Ansicht, wenn wir was bringen, gute Leistungen, oder besondere Aktivitäten. Beispielsweise die Zwischenrunde im Hallencup in Bonn, 2 x 10 Minuten live im WDR, da wird über den SC Freiburg geredet, oder auch mal ins DFB Pokalfinale, dann ist das für mich verbunden mit Leistung.
Wir bewegen uns mit unserem Etat, wie jede Mannschaft, in einem bestimmten Bereich, ob das jetzt der Spieleretat ist, oder der Gesamtetat, aber der bewegt sich auch bei den Profis in einem bestimmten Bereich. Ich arbeite daran, dass jeder sieht und versteht, dass wir Leistungssport machen. Dass viele Menschen sagen, 'hey, bei den Frauen, die trainieren ja nicht nur zweimal in der Woche, sondern die opfern eigentlich sehr, sehr viel dafür, der Trainer, wie das Management, wie auch die Spielerinnen'. Wir haben jetzt zum Beispiel einen Trainingsplan für Melanie Behringer, die hat drei Mal die Woche von 8 Uhr bis 10 Uhr zusätzlich Training.
Wir machen jedes Jahr kleine Schritte nach vorne. In der Organisation, der Struktur unserer Mannschaft und hoffentlich auch in den Trainingsmöglichkeiten an der Fischermatte und im West-Stadion.
Mit unserem Abteilungsleiter und Schatzmeister Dr. Breit haben wir absolute Unterstützung, der macht alles für uns, wir sind also in vielen Bereichen auf einem recht guten Weg.

über die Hinrunde

Wie ist die Stimmung?
Die Stimmung ist sehr, sehr positiv, muss man sagen, wenn ich jetzt einfach noch mal kurz in die Vergangenheit gehe, sehr positiv. Auch so wie's im Training läuft, die Einstellung, wie sich die Mannschaft gibt, das macht Mut für die Rückrunde.
Erklärtes Ziel Anfangs der Saison war der sechste Platz...
Die Saison ist noch nicht vorbei. Wir hatten letztes Jahr in der Rückrunde auch einen Lauf und waren am Ende Siebter, oder schauen sie mal in die Herren-Bundesliga was derzeit mit dem FSV Mainz passiert.
Ein Fazit der Hinrunde aus Ihrer Sicht?
Die Hinrunde war sehr, sehr unruhig. Unruhig im Trainingsbetrieb. Wir hatten unterschiedliche Trainingsorte, unterschiedliche Trainingszeiten, unterschiedliche Bedingungen. Wir hatten die Problematik, dass wir aus Sexau in die Fischermatte nach Freiburg gekommen sind, dort hatten wir bis Ende Oktober noch kein Flutlicht, so dass wir teilweise die Situation hatten, das Training zu beenden, als es dunkel wurde. Die sanitären Einrichtungen sind nicht so, dass man sagen konnte sie wären okay - einfach nur okay. Dann war es auch unruhig innerhalb der Mannschaft. Vieles hat nicht gepasst, dass man erfolgreich spielt. Die Punkte sind nicht so gekommen, wir haben im ersten Spiel gegen Crailsheim mit dem 3:0 gnadenlos eine auf den Deckel bekommen, das war hammerhart, wo ich auch selbst an mir gemerkt habe, mir zieht es fast die Beine weg. Das Spiel war ja sehr erschreckend, und in dieser Unruhe ist es dann immer weiter gelaufen. Dann kam dazu, dass die ein oder andere Spielerin gemeint hat, 'warum spielt die, warum ich nicht' und innerlich haben wir auch alle gejammert - ich schließe mich da gar nicht aus - die Trainingsbedingungen sind einfach nicht das, was wir gewohnt waren in Sexau, und alle hatten auch eine Ausrede und konnten sagen 'ach ja, uns fehlt ja die Behringer, wir haben ja einen Grund, dass wir schlecht spielen'. Alles in allem also eine Jammervorrunde.
Aber inzwischen ist die Unruhe vorbei? Also sie haben jetzt Flutlicht, sie haben sich im neuen Stadion eingelebt?
Wir leben uns ein, wir trainieren gerade im Weststadion auf dem Kunstrasen. Was die Kabinen angeht, haben wir zwar diese Container, aber von innen betrachtet sind das wunderbare Räume, mit denen ich auch auf Dauer leben könnte, und die Bedingungen mit dem Kunstrasen - die sind nahezu perfekt, das ist das Neuste vom Neusten.
Und bei den Heimspielen im Weststadion, gibt's diesen Heimvorteil dann in Zukunft auch? Gerade beim Spiel gegen Crailsheim, mit 1600 Zuschauern, war das denke ich eher keiner?
Ja, wir hatten ja die Situation, dass wir an diesem Sonntag den Platz zum allerersten Mal betreten haben, wir haben vorher nie darauf trainiert, dann die Situation mit den vielen Zuschauern, da kann es schon sein, dass die Spielerinnen ein wenig blockiert waren. Ich denk, es wird jetzt schon noch eine Zeit dauern, wir waren sechs Jahre in Sexau und das wird jetzt schon kommen, dass wir auch mehr Kontakte zu den Sportfreunden Eintracht Freiburg knüpfen. So dass wir immer mehr eine Teil der SFE werden und wenn dann die Tribüne noch umgebaut ist und mit diesem Rasen, ist das eine super Sportanlage, was besseres kann uns gar nicht passieren.
Sind sie optimistisch gestimmt für die Rückrunde?
Bin ich eigentlich immer. Auch in der Vorrunde war ich das.
In der Vorrunde lief die Vorbereitung eigentlich auch klasse...
Ah, nein, da habe ich schon gemerkt, dass wir von der Spielanlage her weit davon weg waren, was wir in der letzten Rückrunde gespielt haben, die Vorbereitungsspiele auf die Hinrunde waren teilweise recht träge Fußballspiele. Kein Tempowechsel im Spiel, es kam nichts überraschendes, das, was uns in der letzten Spielzeit ein wenig ausgezeichnet hat, das hat in den Spielen gefehlt und ich bin überzeugt, dass das jetzt besser wird.
Sie haben jetzt gegen den Zweitligisten Sindelfingen getestet, das Spiel wurde zwar gerade so mit 3:2 gewonnen, war aber aus meiner Sicht auch nicht unbedingt berauschend, insbesondere in der ersten Halbzeit hat das Spiel ja weitgehend in der Freiburger Hälfte stattgefunden, wo man sich dann schon fragen konnte, wo da der Klassenunterschied war. Wo nehmen sie da diesen Optimismus her?
Den zieh ich einfach aus den Gesprächen mit den Spielerinnen selber 'raus, wie sich die Mannschaft im Training präsentiert, und ich will und muss und werde auch immer eine positive Grundeinstellung haben. Wir haben jetzt wieder Melanie Behringer dabei, Kerstin Boschert ist wieder im Training mit dabei - nicht, dass sie schon spielen könnte, aber sie ist wieder mit dabei - wir haben die Situation, dass einige junge Spielerinnen einen Schritt weiter sind - ich denke da beispielsweise an Verena Faißt und Julia Zirnstein - so geht das Schritt für Schritt, wir haben jetzt Ashley McGhee aus Vancouver noch dazu bekommen, die spricht zwar nur Englisch, aber wenn man sieht, wie die sich über ihre englische Sprache in die Mannschaft einbringt, Teamgeist entwickelt, dann ist das sehr positiv.
Und wenn ich dann sehe, wie sich Katja Bornschein derzeit präsentiert, die ist in einem Zustand, so habe ich sie noch nie erlebt. Von der Einstellung her, vom Trainingsengagement und von dem, was sie selbst noch mal von sich fordert, das hab' ich nicht erwartet, das stimmt mich schon positiv.

Zweiter Frühling: Katja Bornschein.
Zweiter Frühling: Katja Bornschein (links).

Ein nicht so schönes Kapitel in der Vorrunde war die Vertragsauflösung mit Havva Kutal, Havva war in der letzten Saison die erfolgreichste Torschützin im Team, was ist da passiert?
Nun, ich hab' gewisse Vorstellungen, was eine Spielerin aus meiner Sicht bringen muss. Eine Spielerin muss sich einordnen in ein Team, in ein taktisches Verhalten, und ich erwarte auch mehr als nur dreimal die Woche Training. Wir hatten viele Diskussionen über taktisches Verhalten. Ich hab' sie oft darauf hingewiesen, dass im läuferischen Bereich mehr von ihr getan werden muss, und da haben wir einfach nicht zusammengefunden.
Mit Rebecca Kuhle, nicht gerade Stammspielerin, wurde der Vertrag ebenfalls aufgelöst?
Gut, da ist der Fall etwas anders und das ist vielleicht auch unser Fehler, wo wir uns umstellen müssen. Wir haben Spielerinnen, die so zwischen der ersten und zweiten Mannschaft stehen, zu uns in die Bundesligamannschaft geholt, mit dem Ziel, 'wir probieren es, wir schauen ob du es schaffst', damit verbunden ist natürlich dann auch bei jeder Spielerin, 'ich möchte spielen, ich möchte es beweisen, ich möchte den Punktspieleinsatz'. Und da müssen wir umdenken, und sagen, 'ok, da machen wir einen knallharten Schnitt', ich will 18 nahezu gleichwertige Spielerinnen haben und wenn es wohl oder übel dann nur 17 oder 16 sind. Aber es werden keine 23 mehr sein.
Und wenn diese Spielerinnen, die dazwischen stehen, mit dabei sind und die sich Hoffnungen machen und dann verständlicherweise auch irgendwann mal traurig oder unzufrieden sind, weil ihre Hoffnungen nicht erfüllt werden. Man hält sie irgendwo hin und sie haben doch nicht die Chance zu spielen. Und davon müssen wir wegkommen, das muss so sein, da wird der Spielerkader verringert, und die Spielerinnen, die dann auf der Bank sitzen, muss ich auch jederzeit bringen können.
Also das mit Becci muss ich auch etwas auf meine Schultern nehmen, da hat man eben genau die Hoffnungen geweckt. Besser wäre es gewesen, eine klare Richtung vorzugeben, sie in der zweiten Mannschaft zu belassen, vielleicht zu sagen, 'ok, du trainierst einmal die Woche bei uns mit und wenn's dann wirklich mal super läuft, können wir dich auch mal mitnehmen'. Aber nicht 'du bist ständig bei uns und trainierst mit, aber spielen kannste dann eben nicht'. Weil man merkt, das schafft kein Mensch, diese Grundmotivation und die Spannung aufrecht zu erhalten, bis sie vielleicht im neunten Spiel in der siebzigsten Minute mal eingewechselt wird. Das geht einfach nicht.
Natürlich haben wir versucht, sie für die zweite Mannschaft zu halten, aber bei Becci war es dann eben so, dass sie gesagt hat, sie hat jetzt keine Motivation mehr, keine Kraft mehr, diesen Schritt mitzugehen.

Die Mannschaftsteile

Zur Torwartfrage, Alex Schwald ist zwischenzeitlich so verletzt, dass sie nicht mehr spielen kann, was ja anfangs der Saison nicht absehbar war. Was haben sie sich bei der Verpflichtung von Marisa Brunner gedacht. Eine Schweizer Nationaltorhüterin wird sich ja auch nicht gerade still auf die Bank setzen, hatten sie da keine Bedenken, dass es Unruhe geben könnte?
Ja, das mit Alexandra ist schade, nach dieser langen Aktivenzeit nicht mehr spielen zu können.
Aber es gab viele Gespräche und Diskussionen im Vorfeld von Marisas Verpflichtung. Wir haben gewusst, dass wir eine Torfrau holen, die Nationalmannschaft spielt, und die sich gar nicht erlauben kann in Freiburg nur auf die Bank zu sitzen.
Und wenn man die Situation in der letzten Saison betrachtet, da hatten wir Alex Schwald und zeitweise saß Elke Walther als Ersatz auf der Bank und gegen Rheine musste sie auch spielen, weil Alex Schwald sich verletzt hatte. Das muss man sich mal vorstellen. [Anmerkung der Redaktion: Elke Walther, Jahrgang 1967, ist nominell Torwarttrainerin beim SC.] Und da war klar: wir müssen was tun. Und das ist schwierig, gute Torfrauen, die müssen sie suchen, da muss man erst mal eine gute finden, die sagt, ich sitz' auf die Bank, solange Alex Schwald noch da ist. Das Gespräch mit Marisa hat dann ergeben, die wäre bereit zu kommen. Die Zusammenarbeit im Training war ausgezeichnet. Jetzt haben wir zwar nicht mehr die Ausgangslage die wir zu Saisonbeginn angestrebt haben, mit Kristina Kober rückt nun unsere dritte Torfrau ins Rampenlicht.
Kommen wir einen Schritt nach vorne, in die Abwehrreihen. Durch den Ausfall von Kerstin Boschert musste die 17-jährige Verena Faißt alle Punktspiele mitmachen. Wie sehen sie deren Entwicklung?
Wenn Verena den Dreiklang Schule, Privatleben und den sportlichen Bereich für sich geregelt bekommt, dann ist das ein Riesentalent. Sie ist schnell, hat einen Antritt, hat einen Schuss, hat eine Technik und ein Zweikampfverhalten und sie kann laufen. Sie erfüllt also alle Voraussetzungen, die man heutzutage im modernen Fußball braucht: Schnelligkeit, Ausdauer und dann auch noch Fußball spielen können. Mir tut es in der Seele weh, wenn sie Bundesliga spielt und Zuschauer auf der Tribüne sitzen und ein 17-jähriges Mädchen im ersten und zweiten Bundesligaspiel nach einem Fehlpass oder Stellungsfehler bewerten.
Natürlich hat sie gegen Crailsheim Fehler gemacht, aber die wird sie in der Rückrunde nicht mehr machen. Die ist jetzt bei der U-19-Nationalmannschaft dabei, wird zur EM-Quali dabei sein im Frühjahr, das sind Entwicklungen, die bei ihr jetzt ins Rollen kommen. Sie hat aus meiner Sicht eine Gottesgabe, wenn der Körper das alles mitmacht, ob das jetzt durch ein gutes Training war oder aus der Natur raus gegeben ist - ich weiß es nicht - aber so schnell wie die ist: einfach herrlich!
Kerstin Boschert wird in dieser Saison wohl keine große Rolle mehr spielen?
Aus meiner Sicht nicht. Sie ist jetzt seit der Rückrunde wieder im Training mit dabei, was man aber nicht falsch verstehen darf, sie macht das Aufwärmen mit, bestimmte kleine Spielchen, leichte Sachen, wenn es intensiver wird geht sie zum Joggen. Und sie macht im Olympiastützpunkt mit Melanie Behringer zusammen spezielles Lauftraining, weil Sportler, die lange verletzt sind und wieder in die aktive Arbeit einsteigen, die haben so viel Fehlverhalten drin, Bewegungsmuster, die fehlerhaft sind, da haben wir jetzt gesagt, wir nehmen den Markus Mulfinger jetzt dazu, der kann sie gleich in die richtige Richtung bringen. Ich will Kerstin auch nicht unter Druck setzen, wenn sie bei mir in der Rückrunde das ein oder andere mal auf der Bank sitzt und ich sie einwechseln kann, fände ich das toll. Aber ein Kreuzbandriss ist einfach nicht nach einem halben Jahr wieder auskuriert.
Zur Außenverteidigerposition: Alexandra Stegmann war in der letzten Saison zum Auslandssemester in Kanada - hat sie sich dort weiterentwickelt?
Ich habe Alexandra in der letzten Saison eigentlich nur noch im ersten Saisonspiel gegen Bayern erlebt und dann war sie ja weg. Als sie im April zurück kam, war ich etwas erschrocken, weil sie körperlich überhaupt nicht fit war und das hat sie auch gemerkt. Inzwischen ist das aber wieder OK und ich hoffe, dass sie im spielerischen Bereich in der Rückrunde noch einen drauflegen kann.
Aber der Eindruck trügt nicht, dass sie sich in Kanada nicht so wahnsinnig weiterentwickelt hat?
Ja, so kann man das auch sagen.
Was beim Testspiel gegen Sindelfingen auffiel, dass Ashley McGhee auf dem Platz sehr präsent war, sie hat viel gesprochen und dirigiert. Wie ist sie in die Mannschaft aufgenommen worden? Ich stelle mir das schwierig vor, wenn jemand zur Halbzeit der Saison kommt und gleich eine Führungsgrolle beansprucht.
Ashley hatten wir ja schon in der Sommerpause auf dem Zettel, der Kontakt war über Alex Stegmann immer etwas da und jetzt im Winter hab' ich eher flapsig zu Alex gesagt, frag doch Ashley noch mal, ob sie nicht kommen will. Ein paar Tage später kam dann Alexandra und meinte Ashley würde kommen.
Und sie ist Gold wert, sie bringt Leben ins Spiel, in den Trainingsalltag. Das erste, als sie da war, war, dass sie gesagt hat, warum redet ihr so wenig während dem Spiel, in Kanada schreien wir uns 90 Minuten an. Wir spielen ganz anders Fußball. Und das war das, was uns ein wenig gefehlt hat, und zu Ashley hab ich dann gesagt: 'Mädel, spiel, wie du das in Kanada gewohnt bist, bring Leben auf den Platz, forder' den Ball, sei aktiv, mach den Mund auf', und das kann sie auch. Mit ihren 27 Jahren hat sie genügend Lebenserfahrung, sie ist intelligent. Und sie ist gut aufgenommen worden, als ich sie in Frankfurt am Flughafen abgeholt habe und zum ersten mal gesehen habe, dachte ich mir gleich, die ist gut drauf und in der Mannschaft ist sie auch sehr gut aufgenommen worden. Auch wenn die Mädels mal was unternehmen, heißt es gleich: 'Ashley bist mit dabei?' Aber das liegt sicher auch an ihr, sie ist einfach ein offener Mensch.

Die Entdeckung des Jahres: Myriam Krüger Die Entdeckung des Jahres: Myriam Krüger (links).












Fänden sie es übertrieben, unter dem Aspekt, dass Verena Faißt bereits beim Verein war, wenn man Myriam Krüger als "die Entdeckung des Jahres" bezeichnete?
Nein. Myriam wurde uns empfohlen, wir haben sie dann zum Probetraining eingeladen, da stand ihr Vater neben mir, und zu dem hab' ich schon nach 30 Minuten gesagt: 'Herr Krüger, eines können sie sich merken, die gebe ich nicht mehr her.' Das ist eine Vollblutfußballerin, die spielt mit Herz, mit Leib und Seele…
Eine letzte Frage: Wer wird Meister, wer steigt ab?
Wer wird Meister? Ich hab schon anfangs der Saison auf Duisburg getippt. Das ist eine Mannschaft, die vom Personal und der Alterstruktur her eine Mannschaft mit Zukunft ist. Ich würde mir wünschen, dass es Richtung Duisburg geht.
Und im Abstiegskampf - gut, Brauweiler ist weg, aber sonst möchte ich nicht irgendwelche Motivationen bei anderen Mannschaften hervorrufen.
Herr Sehrig, wir danken für das Gespräch!
jh/ Fotos: P. Brauweiler


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30.07.2006: Juliane Maier im Dorfgeschwätz-Gespräch:
"Ich sehe der Sache ganz gelassen entgegen"

Juliane Maier Juliane Maier, Jg. 1987, wechselte zur neuen Saison vom SV Titisee zum Erstligisten SC Freiburg. In der Sommerpause holte sie mit der U-19- Nationalmannschaft den Europameistertitel und fährt noch vor Saisonbeginn Mitte September mit der U-20-Nationalmannschaft zur Weltmeisterschaft in Russland (ab 18. August). Wir trafen Juliane Maier am Rande eines Freundschaftsspiels gegen die Zweitligisten des Karlsruher SC.


Dorfgeschwätz: Erst einmal herzlichen Glückwunsch zum EM-Titel! Beschreib uns doch mal das Erlebnis U19-EM aus deiner Sicht!
Juliane Maier: Also es war was ganz neues, mein erstes großes Turnier, und das ganze Drumherum und die Stimmung: einzigartig.
Haben sich während des Turniers auch schon persönliche Kontakte zu Spielerinnen aus den anderen Ländern ergeben?
Also bei mir jetzt nicht, aber es gab schon ein, zwei, die Kontakt z.B. zu den Französsinen geknüpft haben.
Man hatte beim Zuschauen den Eindruck, Ihr habt das auch immer wieder betont, dass die Mannschaft sehr geschlossen auftritt und das auch ihre Stärke ausmacht. War das der Schlüssel zum Erfolg oder wart Ihr den anderen Teams auch spielerisch so überlegen?
Ich denke es war ein wichtiger Teil des Erfolges. Aber es war auch immer eine Spielerin dabei, die einen Super-Tag erwischt hat, immer eine andere. Es gab viele Gründe, warum das so gut geklappt hat.
Wart Ihr ein bisschen überrascht über die schwache Gegenwehr sowohl in Halbfinale als auch Finale? Oder habt ihr einfach nicht mehr zugelassen?
Ja also, von den Französinnen hätte ich persönlich etwas mehr erwartet, etwas mehr Torgefährlichkeit, aber ansonsten waren wir zufrieden, dass es nicht mehr Gegenwehr gab.
Sehr auffällig war bei Dir die Präzision bei den Freistößen, Dein 3:0 gegen Russland war bestimmt das schönste Tor des Spiels. Trainierst Du speziell die Standardsituationen noch in einem Sondertraining oder ist Dir dieser geniale Freistoß-Fuß angeboren?
Speziell trainiert habe ich das noch nie groß. Vielleicht mal ein, zwei Trainingseinheiten lang. Ich hab's im alten Verein in Titisee einfach immer wieder probiert, und es klappt halt immer: angeboren.
Die U21 hat am gleichen Tag, an dem Ihr Europameister wurdet, den Nordic-Cup gewonnen. Hat Euch die Nachricht aus Norwegen noch mal zusätzlich angespornt?
Ich habe es nicht mitbekommen vor dem Spiel. Wie es bei den anderen war, weiß ich nicht.
Nach der EM hattest Du jetzt eine Woche Pause, ehe der nächste Lehrgang in Vorbereitung der U20-WM in Heusenstamm beginnt - ist das Stress oder macht es einfach nur Spaß, so viel internationale Erfahrung sammeln zu können?
Ja, es ist bisserl stressig, aber den Stress nimmt man gern in Kauf, denn es macht ja auch Spaß wenn man dann dort ist. Kaum eine Pause zu haben ist schon stressig, aber bis jetzt klappt 's ja ganz gut.
Findest Du überhaupt noch Zeit für Freizeit, Freunde, etc.?
Letzten Donnerstag, als wir trainingsfrei hatten, hab' ich mal ein wenig Zeit gefunden, Freunde zu treffen, gestern Abend mal kurz, sonst der Umzug, Wohnung einrichten - da komm ich im Moment nicht mehr viel dazu, was anderes zu machen.
Euer Kader für die U20-WM ist in allen Mannschaftsteilen unglaublich stark besetzt, in der Offensivabteilung stehen neben dir Spielerinnen wie Lena Goeßling, Celia Okoyino da Mbabi, Simone Laudehr oder Anna Blässe, die bereits 2004 bei der U19-WM erfolgreich waren. Rechnest Du Dir als "Neuling" überhaupt Chancen aus, mitspielen zu dürfen, oder bist Du einfach froh, dabei zu sein?
Erst mal bin ich einfach froh dabei zu sein, weil ich's vor dem EM nicht erwartet hab', ich denk auch, dass vor allem am Anfang die ersten Spiele eher die älteren, erfahrenen Spielerinnen zum Einsatz kommen, vielleicht bekomm' ich meine Chance und wenn ich dann grad einen guten Tag erwische, dann kann ich mich vielleicht in die Mannschaft rein spielen. Aber jetzt seh' ich der ganze Sache erst mal ganz gelassen entgegen und bin froh dabei zu sein.
Eure Trainerinnen sind mit Maren Meinert und Bettina Wiegmann zwei Weltmeisterinnen von 2003, die du damals vielleicht noch im Fernsehen verfolgt hast. Wie ist es, von zwei der besten deutschen Fußballerinnen trainiert zu werden?
Wir sind uns da alle einig, dass es sehr, sehr gute Trainerinnen sind. Und wir sind sehr froh, die zwei zu haben, und auch die Stimmung die sie uns gegenüber vermitteln ist gut, und sie treffen immer den richtigen Ton.
So schön die Zeit bei den Nationalmannschaften ist, so verpasst du natürlich einen Großteil der Saisonvorbereitung beim SC Freiburg. Warst du überhaupt schon mal beim Training dabei?
Diese Woche am Freitag hab ich mal einigermaßen mitgemacht, an den anderen Tagen war ich mehr Laufen, während die anderen trainiert haben. Heute beim Spiel hat es eigentlich ganz gut geklappt. Man wird am Anfang der Runde sehen, ob ich überhaupt spielen kann, ob ich darf oder wie es klappt. Ich bin da auch etwas skeptisch, ob das gleich so klappen wird.
Bist Du beim SC gut empfangen worden? Oder ist die Stimmung in der Mannschaft schon vom Konkurrenzdenken gezeichnet?
Nö, bis jetzt ist alles toll, ich wurde toll empfangen, wie die anderen Neuzugänge auch, wir wurden alle offen begrüßt. Bis jetzt ist die Stimmung richtig gut und ich hoffe es bleibt so.
Du wagst in der neuen Spielzeit den Sprung in die 1. Liga und läufst - geografisch naheliegend - für den SC Freiburg auf. Hattest du auch andere Angebote vorliegen?
Ich hatte auch ein Angebot von Sindelfingen, und jetzt nach der EM kam dann auch noch ein Angebot von Saarbrücken, aber dafür war es jetzt zu spät. Freiburg war schon seit zwei Jahren dran, und ich war mir eigentlich auch schon sicher, dass ich nach Freiburg zum studieren geh'.
Du hast Dich also letztlich wegen dem Studium für Freiburg entschieden, oder wärst Du eigentlich gerne weiter weg gegangen?
Es ging mehr so um das Gesamtpaket: ich wollte den Kontakt nach Hause pflegen - gut, das wäre von Sindelfingen aus ähnlich gewesen - aber in Freiburg gefällt mir die Stadt, hier kenne ich schon ein paar Leute, hier gefällt mir die Mannschaft und ich denke hier habe ich gute Perspektiven.
Was für ein Studium fängst Du jetzt an?
Wenn ich angenommen werde, werde ich Sport, Biologie und Physik auf Lehramt studieren.
Wie hilft ein Verein wie der SC Freiburg bei dem Drumherum eines solchen Wechsels, gab es Hilfe bei der Wohnungssuche, bei der Jobsuche?
Bei der Studienplatzbewerbung liegt schon ein Schrieb des SC bei, und bei der Wohnung musste ich eigentlich gar nichts machen, da wohne ich jetzt mit drei Mitspielerinnen zusammen in einer 4-er WG.
Was denkst Du, ist in der nächsten Saison für den SC Freiburg möglich?
Ich war bei der ersten Besprechung nicht dabei, aber es wird wohl wie letzte Saison ein guter Mittefeldplatz angepeilt, mit etwas Ambitionen nach vorne. Ich weiß auch nicht wie stark die Aufsteiger sind.
Und für Dich persönlich beim SC?
Ich hoffe, dass ich mir einen Stammplatz erkämpfen kann, das ist das primäre Ziel: Spielen.
Hast du ein sportliches/fußballerisches Vorbild?
Das war oder ist Mehmet Scholl und zwischendrin immer mal wieder ein Spieler, der gerade eine gute Saison gespielt hat. Aber in letzter Zeit eigentlich niemand spezielles mehr.
Vielen Dank und viel Erfolg bei der WM in Russland!
jh/Katja öhlschläger (fansoccer.de)

www.fansoccer.de

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29.06.2006: Petra Vidmar im Dorfgeschwätz-Gespräch:
"Ich könnte heute noch dem damaligen Trainer den Hals umdrehen"

Petra Vidmar Petra Vidmar, Jg. 1972, wurde mit Grün-Weiß Brauweiler 1997 Deutsche Meisterin, Deutsche Pokalsiegerin und Supercup-gewinnerin.
2001 wechselte sie zum SC Freiburg und trainiert dort seit vier Jahren die B-Juniorinnen. Wir sprachen mit Vidmar über die Perspektiven der SC-Damen, die Jugendarbeit im Frauenfußball aber natürlich auch über die Weltmeisterschaft der Herren.


Die eigene Karriere

Dorfgeschwätz: Ich fang mal mit der allerblödsten Frage an, die es im dt. Sportjournalismus gibt: Sie sind Deutsche Fußballmeisterin 1997, wie fühlen Sie sich jetzt?
Petra Vidmar: Oh, das ist eine einmalige Erfahrung, die ich gemacht habe, mein sportliches Ziel erreicht, weil es nicht nur die Deutsche Meisterschaft, sondern auch der Supercup-Sieg und Deutsche Pokalsieger war; es war eine furiose Saison 1996/97, wir waren eine klasse Mannschaft, die Deutsche Meisterschaft wurde damals im Elfmeterschießen entschieden, da habe ich auch einen verwandelt, die Moral in der Mannschaft war genial, es war wirklich ein Team, von der Leistung gesehen, hätten es die Gegnerinnen vom FC Rumeln eher verdient gehabt, die waren die Saison über konstanter als wir, aber es wurde damals noch ein Endspiel ausgetragen.
Man kann das erst über die Zeit realisieren, dass man wirklich einmal dazugehört hat, sein Ziel wirklich erreicht, für das man fast schon unter Profibedingungen gearbeitet hat. Es hat sich wirklich gelohnt, dieser Aufwand.
Waren Sie damals Stammspielerin?
ähm, sagen wir mal so, wir haben auch damals schon ziemlich viel mit Taktik gespielt. Ich war der typische Manndecker, hatte eine sehr gute Kondition, war allerdings mit der Technik nicht so bewandert, aber Kämpferherz hatte ich. Gut, es gab bessere, aber ich hab' damals gegen die zentralen Spielerinnen wie beispielsweise Martina Voss gespielt. Ich habe auch mit Bettina Widmann zusammen gespielt, oder später mit Maren Meinert - an dieses technische Niveau bin ich nicht herangekommen, aber durch meine Kampfkraft hab' ich eben Manndecker gespielt und hab die zentralen Personen ausgeschaltet.
Aber Sie sind schon bei jedem Spiel aufgelaufen?
Ja, je nach dem, zum Beispiel in Berlin beim Pokalfinale hab' ich gar nicht gespielt, weil wir das offenere System gespielt haben, da war ich praktisch das "Opfer". Klar hat mir das gestunken ohne Ende, eine Woche vorher noch gespielt, dann eine Woche später das Erlebnis Berlin zu haben und dann nicht auf dem Rasen zu stehen. Ich könnte heute noch meinen damaligen Trainer Dr. Jürgen Tritschoks den Hals umdrehen. (lacht)
Sie haben im Laufe Ihrer Karriere öfter mal eine Pause von einem oder zwei Jahren gemacht. Wie kam es dazu, dass Sie solche Auszeiten genommen haben?
Ich war einfach leer, ausgepumpt, auch vom Kopf her, war halt doch ziemlich strapaziös, direkt von der Arbeit ins Training, das 3-4 Mal in der Woche und in der Vorbereitung war es jeden Tag. Jedes 2. Wochenende irgendwo in Deutschland gespielt, da bleibt die Familie und die Freunde auf der Strecke. Da ist ein Punkt erreicht, wo ich zu mir sagte, ne, jetzt musst Du nach Dir sehen, eine kleine Auszeit nehmen um die geistige Frische wieder zu bekommen. Einfach mal was anderes sehen, mal abschalten.
Es musste dann aber schon wieder sein, Fußball zu spielen?
Ja, da hat es dann wieder gejuckt und gereizt, ich spiele seit meiner Kindheit Fußball und gar nichts tun geht auch nicht.
Sie haben beim SC Freiburg die Karriere "ausklingen lassen", aber Sie haben schon noch in der ersten Mannschaft gespielt?
Ja, aber nur eine Saison. Als Neuankömmling hatte man fast keine Chance in das Team zu kommen. Obwohl wir Neulinge sehr bundesligaerfahren waren. So macht man wieder neue Erfahrungen. In meiner sportlichen Karriere ein einmaliges Erlebnis war, dass die Stammtorhüterin verletzt auf der Bank saß und der Trainer im Laufe der 2. Halbzeit dann die verletzte 1. Torhüterin als Feldspielerin eingewechselt hat, obwohl noch vier andere Feldspielerinnen auf der Bank saßen. Und danach war dann für mich Schluss.
Dann bin ich zur 2. Mannschaft gewechselt, habe mich dort auch wohler gefühlt und bin dort auch geblieben.

Das Trainerdasein

Und dann sind Sie Trainerin geworden?
Ja, per Zufall.
Per Zufall? Haben Sie Trainerscheine gemacht oder schon gehabt?
Nein, mir wurde auch schon öfters angeboten, den Schein zu machen, das wäre herausgeschmissenes Geld und Zeit. Ich wollte nach meiner Aktivenzeit kein Traineramt übernehmen. Dass es beim SC vier Jahre geworden sind, hätte auch niemand gedacht, das war ja ursprünglich nur eine übergangslösung. Ich sag immer: Ein Schein sagt noch nichts über die Qualität aus.
Ich hab' damals in Brauweiler schon die Juniorinnen trainiert, auch ziemlich erfolgreich, damals um die Deutsche Meisterschaft mitgespielt. Ich bringe viel von meiner Erfahrung mit, hatte immer Fußballlehrer als Trainer gehabt. Ziehe mir auch die Literatur hinzu. Man muss schauen, wie sind sie drauf, die Mädchen, dafür braucht man ein Gespür. Man zieht aber seinen Plan durch - Kondition, Fitness, Taktik, und, und, und...
Jürgen Klinsmann hat ja seinen Schein auch mehr oder weniger geschenkt bekommen...
...jein, das war ja der Sonder-Fußball-Lehrgang damals. Da haben ja auch Frauen mitgemacht, z.B. Bettina Widmann, Maren Meinert, Doris Fitschen - die haben das innerhalb von glaub ich 4 Wochen durchgezogen. Sie mussten dafür auch 'ne Menge lernen, eine einmalige Sache vom DFB.
Finden Sie das legitim, ersetzt Erfahrung die Schulung?
Das waren ja alles aktive Fußballer, die keine Zeit hatten, den Schein zu machen. Da hat der DFB Ihnen die Möglichkeit geboten, hätten Sie mich gefragt, ich hätte es auch gemacht. Der deutsche Fußballlehrerschein ist weltweit hoch anerkannt.
Erfahrung und Schulung - gehören irgendwie zusammen.
Und für Sie wäre es keine berufliche Perspektive?
Gut, wenn ich mein Hobby zum Beruf machen könnte - klar, würde ich den Schein machen. Aber das sind halt nicht die Gegebenheiten als Frau, es ist ganz selten, dass es angestellte Trainerinnen gibt.
Was machen Sie denn beruflich?
Ich bin Kauffrau, mein letzter Arbeitsvertrag war eine Mutterschaftsvertretung, der Vertrag wurde betriebsbedingt nicht verlängert. Jetzt suche ich einen neuen Job und mich zieht es wieder Richtung Heimat, das heißt Stuttgarter, Böblinger Raum. Deswegen habe ich schweren Herzens meine Mädchen übergeben, und gesagt, machen wir einen sauberen Schnitt, so könnt ihr planen. Ich bin ja immer noch da als Ansprechpartnerin.

Die Bundesligamannschaft

Sie haben die Saison der 1. Mannschaft auch verfolgt, können Sie ein Resümee aus Ihrer Sicht ziehen?
Es war schwer für den neuen Trainer, Dietmar Sehrig, eine Mannschaft zu übernehmen; man kommt und die Leute sind da. Die muss er ja nehmen. Er hat viel bewegt in der Mannschaft, unter anderem auch im taktischen Bereich. Man hat taktisch hervorragend gespielt, z.B. im Heimspiel gegen den 1. FFC Frankfurt. Da hat jede taktisch mitgespielt, körperlich sind sie auch fit. 1A. Aber es fehlt noch mehr an Qualität für die neue Saison. Ich weiß nicht, wie die Ziele sind. Mit dem Potential und was jetzt noch dazu kommt, muss es eigentlich heißen: Platz 3 bis 5, also oberes Mittelfeld. In der letzten Saison sind sie etwas unter Wert geschlagen worden - Platz 5 wäre gerecht gewesen. Aber da ist noch viel mehr Potential drin und man ist auf dem richtigen Weg. Die Damenabteilung ist im Umbruch, im positiven Sinne und wurde aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Die Mädchen- und Damenabteilung hat Riesenvorteile dadurch, dass man an einem Proficlub angebunden ist.
Ist das tatsächlich so? Ich habe manchmal den Eindruck, dass die Damenabteilung vom SC etwas stiefmütterlich behandelt wird, z.B. in Sexau spielen und nicht im Möslestadion, das ja dem Verein gehört.
Als ich zum SC kam, wurde es ja als Breitensport angesehen, 'die anderen Vereine haben eine Mädchen- und Frauenmannschaft, also müssen wir es gezwungenermaßen auch machen'. Durch den Herrn Dr. Breit, der ein sehr großer Befürworter ist, sind wir nie auf taube Ohren gestoßen. Mit den Platzverhältnissen, sage ich auch, eine Freiburger Mannschaft muss in Freiburg spielen. Das Möslestadion wird noch so ein bisschen als Heiligtum gesehen, aber ich weiß auch nicht, wie es aussieht, mit der ganzen Belegung durch die Jugendmannschaften. Ich denke, die Kapazitäten sind voll ausgeschöpft im Möslestadion.
Durch den Gewinn der WM ist Frauenfußball als eigene Sportart akzeptiert und aus dem Schattendasein raus. Allerdings wird der Frauenfußball nie den Stellenwert haben wie bei den Männern, in Amerika hat man das ja versucht und gesehen: es geht schief.
Wie sehen Sie die Perspektiven für die kommende Saison? Ist durch die Verletzung von Kerstin Boschert und die Abgänge die Mannschaft nicht erheblich geschwächt?
Ja, das mit Kerstin, das tut mir echt leid, die war wirklich eine Bank da hinten und dann ohne Fremdeinwirkung das Kreuzband gerissen, aber ich denk mal, sie wird sich wieder aufrappeln und den Anschluss finden und nun gilt es jetzt halt, diese Zeit zu überbrücken.
O.K. es gehen Spielerinnen und es kommen neue wieder, jetzt ist ein Umbruch, ich hätte das schon viel früher gemacht. Es sind junge und hungrige Spielerinnen da, nicht nur von der eigenen Jugend, sondern auch die, die von außerhalb kommen. Wer jetzt genau kommt, weiß ich nicht, aber warum nicht mal so ein junges Mädchen ins kalte Wasser springen lassen, sie langsam und systematisch hinführen. Es wird nie so sein, dass jemand von den Mädchen rauskommt und gleich Stammspielerin in der Bundesligamannschaft wird, das geht schon vom körperlichen nicht, man muss sie behutsam aufbauen.
Jetzt werden die Karten neu gemischt für die kommende Saison. Ein gesunder Konkurrenzkampf wird sein und eine neue Situation wird es für einige Spielerinnen sein. Dies ist nur leistungsfördernd und ich denke, sie werden mit Platz 3-5 die Saison abschließen.
Ein Neuzugang im Kader der ersten Mannschaft ist Verena Faißt, welche Position spielt sie?
Bei uns im Abwehrbereich. Sie ist für ihr Alter ziemlich groß, kopfballstark und ein Linksfuß - und absolut fußballverrückt. Sie wird aber auch noch ihre Zeit brauchen. Es ist für sie alles neu und man wird ihr Zeit geben, um sich an das Neue zu gewöhnen.
Sie haben vorhin gemeint, die jungen Spielerinnen wären hungrig. Als sich im Spiel gegen Potsdam Kerstin Boschert verletzt hat, wurde sie durch Katja Bornschein in der Abwehr ersetzt und dafür wurde Rebecca Kuhle eingewechselt. Die machte mir in diesem Spiel überhaupt keinen hungrigen Eindruck?
Es ist immer schwer, in ein Spiel rein zu finden, wenn man eingewechselt wird. Man darf es aber auch nicht überbewerten. Es gibt halt Spiele, da kann man aus irgendeinem Grund seine Leistung nicht abrufen. Rebecca ist eine gute Spielerin und ich glaube, in der neuen Saison wird sie noch mehr aus sich herausholen.
Mit dem Abrufen ist das die eine Sache, aber auch den Willen hat sie meines Erachtens völlig vermissen lassen, weil sie beispielsweise Bällen nicht hinterher gerannt ist, die sie vielleicht noch hätte haben können.
Wie gesagt, es gibt Spiele, da klappt nichts. Ich kenne es von meiner Aktivenzeit, du willst deine Leistung abrufen, aber es geht nicht. Man ist dann selber mit sich so was von unzufrieden.
Eine anderer Neuzugang für die nächste Saison ist Anne Kaiser, die kommt auch aus Ihren Fingern. Was können Sie über sie erzählen?
Anne ist ein Riesentalent, leider hat sie ein bisschen Pech gehabt, mit ihrem Kreuzbandriss, den sie jetzt auskuriert hat und sie wird auch ihren Weg machen. Sie hat den Ehrgeiz, wenn sie jetzt hier in Freiburg bleibt und hier studiert wird sie ihren Weg machen.

Die Nachwuchsarbeit

Wie läuft so etwas ab, wie wird man Jugendspielerin beim SC?
Es gibt 2 Kategorien: zum einen, die Eltern kommen mit der Tochter her - erst mal mittrainieren, kennen lernen. Und zum anderen sichten wir ja auch, wenn wir irgendwo auf einem Turnier sind oder wenn wir hören, dass jemand gut ist, schauen wir uns die an und sprechen sie gegebenenfalls auch an. Entscheidend ist dabei immer das Probetraining. Worauf ich immer sehr viel Wert lege, dass die Chemie stimmt bei den Mädchen. Manche Spielerinnen, die wir gerne hätten, sind leider zu weit weg, das geht dann leider nicht, weil der Aufwand zu groß ist, regelmäßig zum Training zu kommen.
Bis zu welchem Alter runter gibt es überhaupt Mädchenligen?
Es gibt die B-, C- und D-Jugend. D-Jungendmannschaften hat aber der Südbadischen Fußballverband, glaub ich, nicht. Das sind die anderen Landesverbände voraus. Aber ich würde die Mädchen, so lange sie bei den Jungs spielen können, dort spielen lassen. Habe selber 5 Jahre bei den Jungs gespielt.
Die Mädchen, die Sie trainieren sind alle Jahrgang 1989/90, also 16, 17 Jahre alt. Ich stell mir das ziemlich schwer vor, die in diesem Alter über die gesamte Saison bei der Stange zu halten?
Nein, nein, überhaupt nicht. Sie sind so was von ehrgeizig, wenn es nach ihnen gehen würde, würden sie fast jeden Tag trainieren. Ich habe aber auch jüngere Mädchen in meiner Mannschaft. Sie spielen beim SC Freiburg in der Oberliga Baden-Württemberg, die höchste Klasse im B-Jungendbereich. Also leistungsorientiert, d.h. evtl. später in der Bundesliga zu spielen.
Sind Sie manchmal auch Mutterersatz für Ihre Spielerinnen?
Mutterersatz nicht, besser gesagt, Vertrauensperson. Die jungen Menschen haben Fixpunkte in ihrem Leben. Das sind die Eltern, die Lehrer und dann evtl. der Trainer. Ich wurde schon mit Sachen konfrontiert, die nichts mit Fußball zu tun haben.
Gibt es eine Zusammenarbeit mit dem Trainer der 1. Mannschaft?
Ja, wir haben regelmäßig alle 4 bis 6 Wochen Trainersitzungen, bei denen wir gewisse Dinge besprechen.
Spielen Sie auch von der 1. Mannschaft bis zur Jugend runter dasselbe Spielsystem?
Ja, schon, aber man muss auch immer sehen, das sind noch Mädchen und da gilt es zuerst die Basis zu legen.
Gesetzt den Fall, ein 10-jähriges Mädchen wollte Fußball spielen. Was soll sie tun?
Heutzutage ist es ja ein normales Bild bei den Jungenmannschaften mitzuspielen, wenn ein Mädchen schon Fußball spielt mit Jungs - nichts Besseres. Wir haben auch Spielerinnen, die könnten bei uns mitspielen, aber die lassen wir bei den Jungs, es ist die beste Ausbildung.

Heimatliebe und Weltmeisterschaft

Sie geben in Ihrem Steckbrief den VfB Stuttgart als Lieblingsverein an...
...ja, meine alte Sportler- und Heimat-Liebe...
...wie geht das, beim SC arbeiten und Fan des "Lieblingsfeindes" Stuttgart zu sein?
Ja gut, man muss da weit zurückgehen. Ich hab ja damals beim VfL Sindelfingen gespielt und auch große sportliche Erfolge gehabt und im medizinischen Bereich war ich beim Mannschaftsarzt vom VfB. Und wenn ich die Möglichkeit habe und auch in Stuttgart bin, dann gehe ich mit einer ehemaligen Mitspielerin auch noch zum VfB. Wenn ich zum SC ins Stadion gegangen bin, habe ich natürlich auch für den SC gefiebert, keine Frage, aber wenn in der 1. Liga der SC gegen den VfB gespielt hat, war ich dann natürlich auch VfB-Fan - ich bin halt Schwabe (lacht).
Und keine Problem mit einem Alkoholiker als ehemaligen Präsidenten?
Das ist seine Privatsache. Man ist immer für sich selber verantwortlich.
Sind Sie oft bei den Herren im Stadion?
Wenn es terminlich geht, schaue ich mir das eine oder andere Spiel an.
Dürfen Sie kostenlos ins Stadion?
Ja, nicht nur ich, sondern die ganze Jugendabteilung. Wir haben Plätze, hinter den Sitzplätzen auf der Südtribüne.
Zur Zeit läuft die Weltmeisterschaft der Herren, sind Sie dabei?
Ja. Ich hab mir viele Spiele angeschaut, es waren auch schöne Spiele dabei und freue mich jetzt auch, dass es auf das Ende zugeht. Die k.o.-Spiele, da kann sich keine Mannschaft mehr verstecken, weil auf jeden Fall ein Sieger vom Platz gehen wird.
Und, nervt's, dass z.B. ein Sieg gegen Costa Rica in Deutschland so gefeiert wird, als ob sie schon Weltmeister wären?
Nein, ich finde es gut, dass die Menschen offen zeigen, ich bin Fan von Deutschland. Und es wird ja friedlich gefeiert - außer einige Engländer jetzt, aber sonst ist es ja eine riesengroße Party, man sitzt vor den Großleinwänden und feiert miteinander.
Haben Sie auch den Eindruck, dass so die richtigen Knüllerspiele bisher nicht dabei waren? Bestes Beispiel Schweiz vs. Ukraine oder sind Sie dann doch so eine Taktikfeinschmeckerin, die so etwas dann auch noch schön findet?
Ich möchte schon auch, dass jeder auf Sieg spielt, dass es nach vorne und nach hinten geht und nicht auf Ergebnis gespielt wird. Da sieht man dann auch, man hat alles dafür getan, man wollte das Tor schießen, hat es aber nicht, die anderen haben es evtl. gemacht. Aber es war ein gutes Spiel. Aber jetzt die Ukraine vs. Schweiz, das war ja das schlechteste Spiel, was ich so gesehen habe. Ich schau mir das aber auch nicht von Anfang an und wenn ich es mir dann anschaue, dann merke ich sofort, das gibt nix und dann schaue ich es mir auch nicht an, dafür ist mir Zeit zu schade. Was für mich z.B. ein tolles Spiel war, war Japan gegen Australien. Die sind gerannt und haben auch auf technisch ziemlich hohem Niveau gespielt. Und das bei der Mittagshitze - Hut ab.
Ihr Tipp: Wer wird Weltmeister?
Ich hoffe ja immer noch, auf meine Portugiesen, Deutschland hat allerdings große Chancen.
Und nächstes Jahr?
Deutschland, USA, Schweden gehen mit den besten Chancen ins Turnier.
Frau Vidmar, herzlichen Dank für das Gespräch und alles Gute für Ihre Zukunft!
jh

www.sc-freiburg-frauen.de
Das Dorfgeschwätz WM-Tagebuch

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04.06.2006: Karine Levy im Dorfgeschwätz-Gespräch:
"Nicht weit weg vom Ziel"

Karine Levy Karine Levy, 39, stand bis Ende der Saison 2005/2006 immer in vorderster Front bei den erstklassigen Damen des SC Freiburg. Wir sprachen mit Levy zum Ende Ihrer Fußballkarriere und zum Ende der äußerst erfreulich verlaufenen Saison der SC Frauen.











Dorfgeschwätz: Wie sind sie zum Fußball gekommen? Wie zu Ihrer Position im Sturm?
Karine Levy: Durch meinen Vater der selbst Fußball gespielt hat. Als ich angefangen habe, spielte ich als Stürmer (weil ich schnell und quirlig war) auf dem rechten Flügel, danach rückte ich ins Mittelfeld. Als ich dann vor 10 Jahren nach Sand ging probierte mich der Trainer wieder im Sturm aus und seit dem spiele ich wieder auf dieser Position.
Wann haben Sie angefangen, Fußball zu spielen? Seit wann beim SC?
Ich war 10 Jahren alt als ich auf der Strasse anfing zu spielen. Mit 14 dann in einem Verein. Seit Juli 2002 beim SC Freiburg.
Was hat sie dazu bewegt, nach Deutschland zu gehen?
Mal was anderes kennen zu lernen. Ich bin froh es gemacht zu haben obwohl es eine sehr lange überlegung war.
Was waren das für überlegungen?
Es ist nie einfach ein Land zu verlassen wo man weiß wie Fußball gespielt wird und in ein neues Land zu gehen wo ich wusste da ist der Fußball viel mehr körperbetont im Gegensatz zu Frankreich, wo die Technik eine größere Rolle spielt.
Wie ist das gelaufen, wurden Sie vom SC Freiburg gefragt, oder haben Sie beim SC angefragt?
Ich habe beim SC angefragt. Da ich damals schon 35 war, war ich, und dass ist auch legitim, kein Thema für den SC.
Wie ist die gesamte Saison für die Mannschaft aus Ihrer Sicht gelaufen?
Ziemlich gut. Wir hatten uns ja den 5. Platz vor der Saison vorgenommen und werden wie es aussieht auf dem 6. Platz landen, also nicht weit weg von dem Ziel.
Was hat sich durch den neuen Trainer geändert?
Dass wir diese Saison nicht bis zu den letzten Spieltagen Angst vor dem Abstieg haben müssen.
In der Rückrunde haben Sie nicht mehr so oft gespielt, ist es Ihnen schwer gefallen auf die Bank zu sitzen?
Dass ich nicht mehr so oft spielte lag auch daran dass ich weniger trainierte. Auf die Bank zu sitzen habe ich akzeptiert, aber was mir schwer fiel war, gar nicht zum Einsatz zu kommen.
Wie sieht Ihre persönliche sportliche Zukunft aus? Werden Sie Ihr Ziel "bis 40 Fußball spielen" noch erreichen, warum nicht beim SC?
Ich höre ja nach dem letzten Spiel am Montag auf. Ich habe dann mein Ziel "bis 40 Fußball spielen" erreicht (in ein paar Monaten ist es ja soweit).
Sie hören also komplett auf mit dem Sport, wollten Sie das, oder wollte der Verein den Vertrag nicht mehr verlängern?
Ich wollte aufhören. Was der Verein wollte weiß ich nicht.
Warum wollten Sie aufhören? Anfangs der Saison war bei uns zu lesen, dass "Levy auch mit fast 39 noch nicht an Lothar Matthäus erinnert und kaum aus der Stammelf wegzudenken ist". Keine Ambitionen gehabt, noch eine Saison dranzuhängen?
Nein. Ich denke die Zeit ist jetzt gekommen aufzuhören. Es ist mir ein zu großer Aufwand geworden. Die Strecke nach Sexau bzw. nächstes Jahr nach Freiburg wäre sowieso ein zu großer Stress geworden.
Wie schätzen Sie die Perspektiven des SC in der kommenden Saison ein?
Ich denke die Mannschaft wird sich weiterhin so im Mittelfeld der Tabelle befinden. Es kommen viele sehr junge Spielerinnen und diese müssen sich erst an das Bundesliga-Niveau gewönnen.
Aber die Leistung wird stabil bleiben? Sehen Sie die Mannschaft nicht durch den Abgang von Alena Thom und die Verletzung von Kerstin Boschert erst einmal erheblich geschwächt?
Ich denke es wird von Jahr zu Jahr immer schwieriger für die "kleineren" Vereine wie Freiburg da die großen Mannschaften immer besser werden, da Sie sich die besten Spielerinnen leisten können. Wegen Alena und Kerstin denke ich das der Trainer noch genug andere Alternativen hat diese zwei Spielerinnen zu ersetzen.
ältere Spieler werden in der Regel ja immer 'defensiver', also rücken weiter nach hinten, haben Sie das je in Erwägung gezogen, auch eine andere Position als im Sturm zu spielen? Warum haben sie es nicht getan?
Das stimmt schon in der Regel, aber ich bin ja die Ausnahme. Ich denke ich konnte weiterhin im Sturm spielen da ich trotz meiner 40 immer noch ziemlich schnell war.
Wie schnell sind sie denn (auf 100m)?
Gute Frage!?
Haben Sie Probleme für Bier Werbung zu machen?
Gar nicht. Ich trinke sehr gerne Bier!
Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Ich gehe gerne gut essen.
Schauen Sie sich auch Herrenfußball an? Waren Sie schon mal bei den SC-Herren im Stadion?
Ja so oft ich kann. Ich war zweimal im Stadion.
Wie steht es um den französischen Frauenfußball?
Der französische Frauenfußball ist leider noch sehr, sehr weit hinten gegenüber dem deutschen. Die Medien haben gar kein Interesse.
Woran liegt's?
Ich denke die Franzosen begeistern sich nicht so für den Sport wie hier in Deutschland. Wenn dann geht aber fast das ganze Interesse an die Männer.
Gibt es auch eine landesweite Liga, oder nur regionale Ligen?
Es gibt eine erste Liga mit 12 Mannschaften in ganz Frankreich wie in Deutschland und dann 2. Liga, 3. Liga mit verschiedenen Gruppen geografisch bezogen.
Wer wird Fußballweltmeister bei den Herren?
Ich tippe zwischen drei Mannschaften: Brasilien, Holland oder Frankreich.
Und keine Chance für Deutschland?
Ehrlich gesagt: nein. Sie haben gute Mittelfeldspieler und Angreifer aber im defensive Teil da stimmt es gar nicht (außer der Torwart). Aber man sagt ja, wenn's um die Wurst geht!
Sehen Sie die französische "Altherrenmannschaft" wirklich in der Favoritenrolle?
Ja. Frankreich gehört zu den Favoriten obwohl "AH" Mannschaft. Sie werden sehen wir haben einen Super-Spieler mit Name Frank Ribery. Er ist der zukünftige Star Frankreichs.
Frau Levy, vielen Dank für das Gespräch und alles gute für Ihre Zukunft!
jh

Karine Levys Steckbrief auf www.sc-freiburg-frauen.de
Das Dorfgeschwätz WM-Tagebuch

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07.12.2005: Alena Thom im Dorfgeschwätz-Gespräch:
"Ich habe schon mal für Bier gespielt"

Kurz vor dem Ende der Hinrunde der Frauenbundesliga trafen wir uns mit Alena Thom zu einem Gespräch und sind dabei auf eine junge Frau gestoßen, die wirklich für ihren Sport lebt - nicht weil sie Millionen damit verdient, sondern einfach spielen will. Dafür geht die US-Amerikanerin fernab ihrer Heimat sogar an ihr Erspartes.
Wir sprachen mit Alena Thom über Gott und die Welt und natürlich über Fußball.

Alena Thom
Alena Thom, Jahrgang 1981, spielt seit Januar 2005 beim SC Freiburg in der Erstliga-mannschaft und belebt dort die Offensive.












Der Weg zum SC Freiburg

Dorfgeschwätz: Wie kam es dazu, dass Du zum SC gekommen bist?
Alena Thom: Ich habe in Amerika mit einer Spielerin gespielt, die aus Ulm kam, die hat mich gefragt ob ich nicht in Deutschland spielen will, und ich habe mir gedacht, ja vielleicht mach ich das, dann hab' ich im Internet geschaut, ein paar Mannschaften gefunden und E-Mails geschrieben, gefragt, ob sie vielleicht eine Spielerin brauchen. Von ein paar hab' ich Antworten bekommen, dann bin ich im Oktober mit meinem Vater hierher gekommen, habe ein paar Probetrainings gemacht und Freiburg gefiel mir.
Die Initiative nach Deutschland zu kommen kam also von Dir?
Ja, zum einen wegen Fußball, zum anderen wollte ich eine andere Kultur und Sprache kennen lernen. Dafür war seinerzeit der richtige Zeitpunkt.
Ist die Kultur arg unterschiedlich?
Ein bisschen. Es ist nicht so unterschiedlich wie eine asiatische Kultur, aber insbesondere die Sprache ist sehr schwer. Anfangs habe ich so gut wie gar nichts mitbekommen, vor allem dann, wenn Mitspielerinnen auch noch Dialekt gesprochen haben.
Konntest Du vorher überhaupt Deutsch?
Ja, ich habe es an der Uni studiert, aber fast alles wieder vergessen. Ich habe nie geübt und dann vergisst man es eben wieder. Ich bin aber darum bemüht, meine Deutschkenntnisse aufzubessern.
Du wolltest eine andere Kultur kennen lernen - hätte es beispielsweise auch Frankreich werden können; oder sollte es für Dich schon immer Deutschland sein?
Mein Interesse galt schon immer Deutschland. Meine Verwandten kommen aus Deutschland, mit denen habe ich auch noch Kontakt. Sie wohnen in Reutlingen. Meine Urgroßeltern waren Deutsche aus Thüringen. Deswegen wollte ich nach Deutschland kommen. Und es gibt hier auch guten Fußball. Ich war fertig mit der Uni. Wenn man an einer Uni vier Jahre gespielt hat, darf man dort nicht mehr spielen. Es gibt keine Profiliga mehr für Frauen in den USA, so dass ich einfach irgendwann nicht mehr dort spielen konnte.
Die Profiliga gibt es gar nicht mehr?
Nein, die haben kein Geld mehr, aber ich glaube und hoffe, dass sie in ein paar Jahren wieder kommen wird, da wir so viele gute Spielerinnen haben, die zur Zeit nicht mehr spielen können und derzeit gibt es nur die Uni-Meisterschaft.
Wie bist Du in der Mannschaft aufgenommen worden. Du bist während der Saison in ein bestehendes Mannschaftsgefüge hineingekommen - wurdest Du dort gut aufgenommen?
Ich glaube, ich habe anfangs sehr wenig verstanden, wusste nicht, was es für Probleme gab oder was los war - aber auf jeden Fall sehr nett, aber diese Saison ist es schon etwas ganz anderes, weil ich die Leute kenne und die Leute kennen mich. Das ist schon cool. Es war auch schwer, irgendwie nicht zu wissen, wie man spielen kann, da ja auch ein anderer Stil als in Amerika gespielt wird. Anfangs wusste auch niemand, wenn ich einen schlechten Tag hatte, dass ich es eigentlich besser kann. Aber es wird immer besser, auch auf dem Platz habe ich schon den Eindruck, dass es deutlich besser geworden ist.
Und ich habe gemerkt, was wichtig ist - es ist nicht nur der Fußball, sondern auch die Leute. Wenn man gute Beziehungen zu den Mitspielerinnen hat, versteht man sich auf dem Platz auch ohne Worte. Es gab anfangs einfach viele Sachen, die ich nicht gewohnt war.
Abgesehen von der Sprache, war es ein Problem, dass Du Ausländerin bist?
Nein, nein, das war kein Problem.
Ein paar Spielerinnen haben am Anfang während dem Training übersetzt, manchmal habe ich auch einfach gesagt: "ja, ja, ich verstehe, ich verstehe". Schon ein paar Sekunden später mussten wir alles stoppen, weil ich überhaupt nichts verstanden hatte.

Der neuen Trainer

Was hat sich durch den Trainerwechsel anfangs der Saison geändert?
Ich wusste nicht, was mit dem alten Trainer alles los war, aber mit dem neuen Trainer ist die Stimmung deutlich besser und ich glaube, anfangs haben sich alle gefreut, dass es einen neuen Trainer gibt.
Haben sich die Trainingsmethoden geändert?
Dietmar kümmert sich um die individuelle Leistung jeder Spielerin. über das Jahr machen wir Leistungstests, um zu schauen wie wir uns geändert haben und auch zu schauen ob wir mit unseren Trainingsmethoden richtig liegen. Andere Sachen haben sich auch geändert, aber der Unterschied von Amerika hierher war deutlich größer.
Was ist der Unterschied zwischen Amerika und hier im Training?
In Amerika haben wir viel länger trainiert. Es gab nicht so viele Pausen. Es ist schon stark hier, aber wir trainieren hier nicht so lang und machen auch viel weniger Lauf- und Sprinttraining, als ich das aus Amerika gewohnt war. Es sind einfach andere Trainingsmethoden.
Wie oft trainiert ihr hier?
Vier mal die Woche. Montags machen wir 90 Minuten lang Kraft- und Lauftraining, die anderen drei Tage trainieren wir draußen. In Amerika haben wir immer sechs Mal die Woche zwei Stunden lang trainiert.

Die Hinrunde

Die Hinrunde ist jetzt bald zu Ende. Du hast, bis auf ein Spiel, durchgespielt. Wie hast Du sie persönlich erlebt?
Ich glaube, dass ich in der Vorbereitung mit einer ganz guten Form angefangen habe. Irgendwann bin ich müde geworden. Bei den ersten Spielen war ich nicht da, ich hatte das Gefühl, dass ich nicht schlechter hätte spielen können. Am Anfang habe ich ein paar Spiele in der Mitte gespielt, was nicht meine Lieblingsposition ist, aber jetzt habe ich das Gefühl, dass ich nun wieder so gut spiele, wie ich eigentlich spielen kann. Ich fühle mich jetzt besser - leider haben wir jetzt nur noch ein Spiel. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich inzwischen mehr mache am Tag, früher hatte ich überhaupt nichts zu tun, was für mich schlimm war.
Und die Vorrundenbilanz aus Mannschaftssicht?
Unser Saisonziel war der 5. Platz - im Moment sind wir auf dem 7. Platz. Ich glaube, wir können das besser.
Wenn man sich die Tabelle so anschaut, werdet ihr mit dem Abstieg nichts zu tun haben, da kann man ja eigentlich nur noch nach oben schauen?
Ja, das machen wir auch. Es ist immer besser nach oben zu schauen [lacht].
Und der gesamte Saisonverlauf aus Mannschaftssicht? Ich hatte den Eindruck, dass ihr relativ schwach in die Saison gestartet seid. Einige Spielerinnen, die ich in der letzten Saison sehr stark gesehen habe, sind neben sich gelaufen. Wird so etwas in der Mannschaft thematisiert?
Ich glaube, es kommt immer darauf an, was so passiert - nicht nur im Fußball, sondern auch sonst im normalen Leben. Manchmal hat man ein gutes Spiel, manchmal eben nicht. Ich weiß nicht wirklich, warum das so ist. Eigentlich wollten wir in den Spielen immer agieren aber anfangs haben wir das nicht gut gemacht und warteten oft auf die anderen Mannschaften. Vielleicht hatten wir zu wenig Selbstvertrauen oder haben einfach Zeit gebraucht um als Mannschaft besser zu werden. Im letzten Spiel gegen den FCR Duisburg sind wir mit der Haltung rausgegangen "wir machen was" - das war zwar nicht ausgesprochen, aber alle hatten das Gefühl und wir hatten keine Angst. Und das war schon ein besseres Gefühl für alle, glaube ich.

Die eigene Situation

Bevor Du zum SC gekommen bist, hast Du in den USA ziemlich viele Tore geschossen, in dieser Saison erst eines (im letzten Spiel gegen den FCR Duisburg), wenn auch ein sehr wichtiges, woran liegt's?
Im letzten Spiel habe ich mich freier gefühlt, weil ich auf der rechten Außenbahn gespielt habe. In den Spielen davor, habe ich im zentralen Mittelfeld gespielt, wo man mehr Defensivaufgaben hat, wobei man nicht zu so vielen Chancen kommt. Aber von Natur aus bin ich einfach eine Außenspielerin.
Bist Du auf rechts festgelegt, also kannst Du nur mit rechts schießen?
Nein, ich bin zwar von Natur aus rechts, aber ich war mal rechts angeschlagen und habe deshalb meinen linken Fuß oft trainiert, so dass ich mit beiden Seiten fast gleich gut bin. Es ist also egal, ob rechts oder links - aber auf der Außenbahn fühle ich mich einfach am wohlsten. Wenn ich Freiheiten nach vorne habe, bin ich einfach besser.
Als Du nach Deutschland gekommen bist, war es da schwierig, sich von Familie und Freunden zu trennen?
Es war nicht so schwierig, weil, als ich an der Uni studiert habe, war ich auch 14 Autostunden von meiner Familie entfernt (ich komme aus Missouri und habe in North Carolina studiert). Meine besten Freunde aus der Uni wohnen zwischenzeitlich auch in anderen Staaten und ich habe sie sowieso nicht oft gesehen. Ein bisschen schwer war es schon, weil ich niemanden kannte und die Sprache nicht sprechen konnte, aber so schwer dann auch wieder nicht. Aber jetzt freue ich mich schon auch darauf, nach Hause zu fliegen und meine Familie und Freunde zu sehen.

Der Weg zum Fussball

Wie kamst Du zum Fußball und wie alt warst Du, als Du angefangen hast?
Meine Schwester war in einer Fußballmannschaft - sie ist vier Jahre älter als ich - und ich dachte, ich könnte das auch machen. Sie war ganz schlecht, sie ist immer vor den Ball gelaufen oder selbst um den Ball gelaufen. Mir hat es ganz gut gefallen, da war ich fünf oder sechs und seither habe ich immer gespielt.
Auf welcher Position hast du angefangen?
Als ich richtig in einem Verein angefangen habe, habe ich immer außen (rechts oder links) gespielt, oder im Sturm, aber immer offensiv. An der Uni habe ich ein Jahr Außenbahn, zwei Jahre auf der Außenverteidigerpostition und ein Jahr Sturm gespielt. An der Uni ist es immer anders weil es jedes Jahr eine ganz andere Mannschaft geben kann.
Aber Abwehr ist nicht Deine Lieblingsposition?
Meine Lieblingsposition ist es nicht. Es ist einfach ganz anders. Ich glaube es ist eine Frage des Stolzes, weil Du da keine Tore schießen, nur verhindern, kannst.
Musst Du diese Haltung in der Offensive nicht auch haben, man sagt ja immer, die Abwehr beginnt bereits im Sturm?
Ja, das stimmt schon, aber man hat in der Offensive einfach mehr Freiheiten und die Aufgabe ist einfach ein bisschen anders. Man hat mehr Möglichkeiten, etwas Neues zu probieren.

Das Leben neben dem Fussball und die Heimat

Was hast Du studiert?
Sportwissenschaften.
Und was machst Du jetzt?
Jetzt? Eigentlich nicht so viel, weil es so schwer ist, einen Job zu finden. Das ist das eigentliche Problem. Anfangs war ich in eine Sprachschule, jetzt gebe ich noch zweimal die Woche Training bei der Freiburger Turnerschaft.
Kannst Du davon leben?
Hm - nicht so richtig. Ich habe in den USA schon gearbeitet und habe noch ein bisschen Geld gespart, aber das geht nicht für eine lange Zeit. Irgendwann muss ich eine richtige Karriere anfangen.
Du kommst aus Missouri, dort ist die höchste Erhebung ungefähr 500m; im Steckbrief auf Deiner Website, steht als sportliches Minus "im Schnee spielen"?
Als ich im Januar hergekommen bin, gab es sehr viel Schnee und es war richtig schlimm, wir waren immer draußen, konnten nicht spielen, nur immer laufen. Wir haben ein bisschen gespielt und es war so komisch und ich war es nicht gewohnt, im Schnee zu spielen, das fand ich gar nicht gut. Dann haben wir Spinning und Wasseraerobic gemacht, anstatt Fußball zu spielen. Dies fand ich auch nicht gut, weil ich Fußball spielen wollte - deshalb hab' ich das damals auf meiner Website geschrieben.
Gibt es in Missouri denn Schnee?
Ja, aber man kann nicht allzu viel machen, außer Schlittenfahren, da uns für mehr die Berge fehlen.

Doping und Drogen

Bleiben wir mal bei Deinem Steckbrief. Da schreibst Du, dass Du gerne Lance Armstrong kennen lernen würdest, inzwischen kann man wohl davon ausgehen, dass er 1999 beim Toursieg gedopt war. Würdest Du ihn trotzdem noch gerne kennen lernen?
Ich weiß nicht, ob ich das glaube - eigentlich will ich das nicht glauben und ich denke, dass er ein großartiger Sportler ist, der viel durchgemacht und überstanden hat, und ich hoffe eigentlich, dass es nicht wahr ist, dass er gedopt war. Aber letztlich kann ich das nicht wissen und ich würde ihn immer noch gerne kennen lernen.
Ist Doping im Frauenfußball ein Thema?
Ich glaube nicht so. Wir machen jetzt zwar Dopingtests, aber es kommt nicht wirklich vor. Ich denke auch, es ist bei anderen Sportarten "sinnvoller", also beim Laufen oder Radfahren. Im Fußball kommt es einfach auf viel mehr an, auf Technik, auf Geschick, da nutzt Doping ja nichts.
Kennst Du überhaupt einen Fall von Doping im Frauenfußball?
Hier in Deutschland weiß ich gar keinen, in Amerika habe ich ein-, zweimal davon gehört, dass Spielerinnen gesperrt wurden, nicht weil sie gedopt haben, sondern Drogen genommen hatten.
Aber es ist schon insofern ein Thema, als das getestet wird?
Ja, es wird gestestet und im Alltag ist es schon manchmal etwas kompliziert, weil man aufpassen muss, wenn man beispielsweise medikamentös behandelt werden muss. Wir haben eine Liste welche Medikamente wir nehmen dürfen und welche nicht, und wenn wir etwas verschrieben bekommen, legen wir das erst dem Mannschaftsarzt vor, um die Erlaubnis zu bekommen, das zu nehmen.
Du machst für Bier Werbung...
...ja...
hast du da ein Problem damit?
Nein, ich habe früher bei einem Verein schon für Bier gespielt (Anheuser-Busch). Und ich finde, dass es zu Deutschland passt.
Ein urdeutsches Produkt - trinkst Du gerne Bier?
Ab und zu ein Schluck, aber eigentlich trinke ich nicht so viel Alkohol.

Politik und Religion

Interessierst Du Dich für Politik?
Ein bisschen.
Missouri ist zu 53% "Bushland" - wie findest Du das?
Naja, unser Bundesstaat ist fast noch halb-halb, viele Leute wollten auch Kerry haben und inzwischen merken die Leute auch, dass Bush wohl nicht so gut für unser Land ist. Aber Bush hatte ja nur ein Thema im Wahlkampf und das ist der Terrorismus und die Terrorismusbekämpfung. Dies war für viele Leute wichtig, weil sie nicht mehr wollten, dass so etwas wie am 11. September nochmals passiert und sie haben nicht über andere Sachen nachgedacht, die auch wichtig sind. Der Terrorismus war wichtiger, aber jetzt, durch die Hurrikanprobleme, wo nicht sofort was passiert ist und einige andere Sachen, sind viele Leute nicht mehr zufrieden. Seine Beliebtheit hat dadurch deutlich abgenommen.
Aber er will ja nicht wiedergewählt werden...
Ja, das stimmt, aber es wird eine schwierige Aufgabe für den nächsten Präsidenten, da wir jetzt in einen Krieg verwickelt sind und viele Schulden haben. Das wird sehr schwierig, dort auszusteigen, wo wir jetzt sind.
Wie schätzt Du die Leute ein, die Bush gewählt haben, haben die tatsächlich geglaubt, dass man mit einem Krieg den Terrorismus bekämpfen könnte?
Ich weiß es auch nicht genau. Ich glaube, dass viele Leute wollten, dass etwas gemacht wird gegen den Anschlag. Mit einem Krieg agieren wir, anstatt zu reagieren. Wenn wir überhaupt nichts gemacht hätten dann gäbe es das Gefühl dass wir noch auf einen Anschlag warten. Ich glaube der Krieg ist nicht gelaufen wie viele erwarteten und jetzt ist alles total kompliziert.
Und Bush ist, glaube ich, auch gewählt worden, weil in Amerika politisch gesehen Religion sehr wichtig ist. Dies ist natürlich auch ein wenig ein Problem, wobei dann beispielsweise Umweltfragen und andere wichtige Sachen vergessen werden. Ich glaube, dass viele Leute gedacht haben, dass er so eine gute Religionsmoral hat und das war Ihnen auch wichtig.
Bist Du denn religiös?
Ich bin evangelisch aufgewachsen und ich glaube schon, dass es wichtig ist, dass man an etwas glauben kann. Ich glaube nicht, dass es gut ist, wenn man auf das Christentum fixiert ist. Aber in schwierigen Situationen kann es sicherlich hilfreich sein, wenn man an etwas glauben kann.
Unser Land ist stark religiös geprägt und viele Leute möchten nicht, dass das weggeht.
George Bush hat als Gouverneur von Texas ungefähr 150 Todesurteile unterschrieben, was in meinen Augen Mord ist, was sich ja absolut nicht mit dem Christentum verträgt. Kannst Du mir aus amerikanischer Sicht erklären, wie man einen Mörder zum Präsidenten wählen kann?
Jeder Staat hat seine eigenen Regeln für Leute, die jemand getötet haben. In manchen Staaten gibt es überhaupt keine Todesstrafe. Der Gouverneur hat nur die Macht, jemanden zu begnadigen, der schon durch Gerichte überführt und zum Tode verurteilt ist. Das macht ein Gouverneur fast nie. Nur in Extremsituationen oder wenn es neue Hinweise gibt, gibt es eine Begnadigung. Aber sonst hat ja eine Jury zuvor schon entschieden.
150 ist schon viel, aber ich würde sagen, dass es mehr wegen des Rechtssystems in Texas ist, als nur wegen Bush. Es ist klar, dass Mord nicht mit Christentum zusammen passt, aber die Leute wollen auch "Gerechtigkeit" gegen Leute, die etwas so Schlimmes gemacht haben.
Vielleicht denken die sich, dass es Gottes Wille und deshalb richtig ist. Es gibt so viele verschiedene religiöse Gruppen, alle haben eine andere Meinung darüber, was richtig ist. Leider kann ich nicht alles erklären oder selber verstehen.
Im Grunde meinst Du also, Bush könne gar nichts dafür, weil er ja nur einen Gerichtsbeschluss unterschreibt. Aber er könnte das ja ohne weitere Konsequenzen einfach nicht tun, er riskiert damit ja höchstens seine Wiederwahl. Aber was ist das, gegen das Leben eines Menschen?
Eigentlich nicht. Es ist nicht das Thema Bush und seine Wiederwahl, sondern unser Rechtssystem und vielleicht was man glaubt was Mord ist. Viele glauben nicht, dass die Todesstrafe Mord ist.
Juristisch gesehen hast Du natürlich recht, dass es kein Mord ist, sonst würden ja auch die Richter, Henker und anderen Verantwortlichen früher oder später hingerichtet werden. Vielleicht eine abschließende Frage zu diesem Thema: Findest Du persönlich die Todesstrafe richtig?
Die Fragen werden nicht einfacher... Eigentlich finde ich es nicht richtig, aber ich finde es richtiger als das, was der Mörder gemacht hat, weil er die Macht noch hatte, etwas zu enscheiden und auch wusste, dass es Folgen haben könnte. Ich denke an die Opfer, die keine Enscheidungen gefällt haben und die Familie der Opfer und ich finde es total schlimm, dass eine Person so ein Verbrechen begehen kann.

Die Nationalmannschaft

Ist die Nationalmannschaft für Dich ein Thema?
Ich war einmal mit der U21 in einem Trainingslager, aber sonst nicht. Also nein, dies ist kein Thema für mich.
Und wird es auch nicht mehr werden? Du bist jetzt 24?
Nein ich denke nicht, da es viele sehr gute, junge Spielerinnen gibt, die nachkommen. Ich glaube, ich werde keine Chance mehr haben, weil es so viele sind.
Mal hypothetisch - glaubst Du, Du hättest Chancen, in der deutschen Nationalmannschaft zu spielen?
Ich habe keine Ahnung. Es ist immer schwer, da es viele gute Leute gibt. Das Timing ist wichtig und dass es einen Platz gibt und viele andere Sachen, wer der Trainer ist beispielsweise.

Ihre sportlichen Perspektiven

Was hast Du für sportliche Perspektiven - beim SC bleiben oder nochmals zu einer anderen Mannschaft wechseln - Duisburg, Potsdam, 1. FFC Frankfurt, um die Deutsche Meisterschaft mitspielen?
Nein ich glaube, ich kann nicht mehr so lange hier bleiben und wahrscheinlich gehe ich zum Ende der Saison wieder zurück nach Amerika. Es ist doch schwer hier, ohne Job.
Hilft Dir der Verein nicht, oder kann er Dir nicht helfen?
Ich glaube, er würde sehr gerne helfen, kann aber nicht wirklich, weil dies auch ohne Aufenthaltsgenehmigung sehr schwer ist. Es ist schwer, wenn man entweder studieren muss oder arbeiten - wenn ich studiere, darf ich nur ein paar Tage arbeiten.
Es wäre super, wenn die Profiliga in Amerika wieder aufleben würde. Das wollte ich eigentlich immer. Leider gab es die Liga nicht mehr, als ich dort hätte mitspielen können. Das würde ich probieren, ich weiß nicht ob das klappt. Es gibt so viele neue Spielerinnen, die frisch von der Uni kommen. Ich will auf jeden Fall weiter Fußball spielen, weil mir das total Spaß macht.
Deine Mannschaftskollegin Karine Levi hat als sportliches Ziel "bis 40 Fußball spielen" geäußert (was sie wohl auch erreichen wird) ist dies für Dich auch eine Perspektive?
Ich werde immer spielen - und vielleicht bekomme ich ja auch mal einen Job als Trainerin einer Uni-Mannschaft. Da kann ich dann auch immer mitspielen.
Nach der Weltmeisterschaft 2003 wurde darüber spekuliert dass Birgit Prinz zu einer Herrenmannschaft in der ersten italienischen Liga wechselt. Könntest Du Dir vorstellen, bei den Herren mitzuspielen?
Nein, ich glaube, das geht nicht. Ich glaube, dass Männerfußball was total anderes ist, weil die einfach schneller und stärker sind als wir. Wir haben in der Vorbereitung gegen 14-jährige gespielt und die waren schon schneller und haben gewonnen.
Schaust Du Dir denn Herrenfußball im Fernsehen an?
Früher habe ich das nie gemacht, aber seit ich hier bin schon ab und zu, denn es kommt ja immer.
Gehst Du ab und zu ins Badenova-Stadion zu den Herren?
Ja schon, in der letzten Saison. In dieser Saison war ich noch nicht, weil ich entweder keine Zeit hatte oder spielen musste.
Wie viele Tore machst Du noch in dieser Saison?
Ich weiß es nicht. Ich hoffe nur, unsere Mannschaft macht noch viele.
Alena, einen ganz herzlichen Dank für dieses Gespräch!
jh

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10.09.'05: Alexandra Stegmann im Dorfgeschwätz-Gespräch:
"Wie geht's, Frau Stegmann?"


Alexandra Stegmann Alexandra Stegmann, Jahrgang 1986, seit 1999 Spielerin im Kader des SC Freiburg und Eckpfeiler der Freiburger Abwehrreihe, auf dem Platz schmerzlich vermisst, hält sie sich derzeit zu einem Studienjahr in Kanada auf.











Dorfgeschwätz: Wie lange sind Sie schon in Kanada?
Ich bin zusammen mit meinem Freund am 15. August nach Vancouver geflogen und wohne seit dem direkt auf dem Campus der Simon Fraser University in einer kleinen Wohnung.
Wie sieht Ihr Tag dort aus?
In den letzten drei Wochen stand das Training mit der Unimannschaft im Vordergrund. Das Trainingslager bestand aus zweimal täglichem Training und ungefähr zwei Spielen pro Woche. Abends genossen wir die freie Zeit und erkundeten unsere Umgebung. Nächste Woche beginnt das Semester und ich werde hier wie in Deutschland zuvor auch trainieren und fleißig studieren.
Was studieren Sie?
Ich studiere Mathematik und habe in Deutschland bereits mein Vordiplom abgeschlossen. Hier höre ich Mathe und Statistik Vorlesungen.
Schon ein wenig eingelebt? Heimweh?
In den ersten Tagen fiel es mir sehr schwer mich an den Trainingsalltag wie er hier üblich ist zu gewöhnen, doch mittlerweile habe ich mich ganz gut eingelebt und verstehe mich mit meinen Mannschaftskameraden sehr gut.
Gibt's in Kanada überhaupt Frauenfussball?
In Kanada ist Frauenfussball populärer als in Deutschland. Es gibt viele Mädchenmannschaften, Vereine und vor allem Mannschaften an High Schools, Colleges und Universitäten. Ich bin unter anderem wegen dem Frauenfussballprogramm an diese Uni gekommen.
Können Sie die deutsche Bundeliga verfolgen?
Von der Bundesliga lese ich regelmäßig im Internet und mit meinen Mannschaftskameraden aus Freiburg bin ich ständig im Kontakt.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, nach Kanada zu gehen? Ist damit nicht die Chance auf Nationalmannschaftseinsätze völlig dahin?
Ein Studienjahr im Ausland zu verbringen, war schon immer mein Traum. Ich wollte die englische Sprache richtig erlernen, eine andere Kultur kennenlernen und auch mal in Nordamerika Fussball spielen. Die Frauennationalmannschaft ist für mich kein Thema. Ich stand nicht im erweitertem Kader und habe somit mit meinem Auslandsaufenthalt weder Vor- noch Nachteile.
Sie sagen "Nationalmannschaft ist kein Thema" - nicht mal im Traum?
Die Realitaet setzt dies in sehr weite Ferne.
Werden Sie sicher zum SC zurückkommen?
Ja, wenn ich Ende April nach Deutschland zurückkehre, werde ich den Rest der Saison mit dem SC Freiburg verbringen. Und dann werde ich mein Studium und meine Fussballkarriere dort fortsetzen.
Frau Stegmann, wir bedanken uns sehr herzlich für das Gespräch und wünschen Ihnen und Ihrem Freund noch einen angenehmen Aufenthalt in Kanada!
jh

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