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  Archiv · Nr. 1 · 1. Jhg. · 25. März 1998

Archiv / Ausgabe 1 / Seite 1

Einweihung des neuen Cherisy-Wohnheims
von Trotha "wie Flasche leer"?

Am vergangenen Freitag weihte der Landesminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst das neue Studierendenwohnheim auf dem Gelände der ehemaligen „Cherisy-Kaserne" ein. Begleitet wurde die offizielle übergabe an das Studentenwerk von heftigen Protesten durch FH-Studierende.
Das Land Baden-Württemberg hat 1997 auf einer Teilfäche der früheren Kaserne ein neues studentisches Wohnheim errichten lassen. Im Beisein von von Trotha (CDU), wurden am Freitag die bereits bezogenen Wohnungen dem Studentenwerk Konstanz offiziell übergeben. Damit stieg die Zahl der Wohnheimplätze um 216 auf 2.157; die Versorgungsquote in Konstanz beträgt somit 20,5%. Dies liegt weit über dem Bundes- und Landesdurchschnitt und wird von studentischer Seite sehr begrüßt.
Nach Darstellung der Studierenden ist aber von Trotha den Studentenwerken mitnichten wohlgesonnen. Wenn es nach dem Willen Demobild des Ministers geht, dann soll zum 1. Januar 1999 ein neues Studentenwerksgesetz eingeführt werden. Unter dem Motto: „Verbesserung der sozialen Lage durch mehr Wirtschaftlichkeit", wurden neue gesetzliche Regelungen erarbeitet. Dieser Gesetzesentwurf stößt bei den Studierenden allerdings auf völliges Unverständnis.
So würden durch die Einführung eines vom Landeshaushalt abhängigen Förderbetrages, der jederzeit vom Ministerium gekürzt werden könne, den Studentenwerken eine unzumutbare Planungsunsicherheit aufgebürdet. Dies würde bedeuten, daß die studentische Mitfinanzierung erheblich erhöht wird. Steigende Preise bei den Sozialbeiträgen, beim Mensaessen und bei den Mieten seien die logischen Folgen.
Außerdem soll die Anstalt des öffentlichen Rechts Studentenwerk durch die Einführung der Konkursfähigkeit faktisch privatisiert werden.
„Die Studentenwerke richten sich im Gegensatz zu anderen stattlichen Einrichtungen, bereits heute nach kaufmännischen Grundsätzen. Die änderung des Studentenwerksgesetzes ist daher nur ein weiterer Versuch, das Land aus seiner sozialen Verpflichtung zu entlassen" erläutert Björn Eggers vom AStA der Fachhochschule Konstanz (FH).
Andreas Trost, ebenfalls vom AStA der FH, meinte dazu: „Ich möchte, daß die soziale Funktion des Studentenwerks beibehalten wird, damit auch sozial Schwachen ein Studium ermöglicht wird. über eine änderung des Studentenwerksgesetzes kann nur im Gesamtpaket mit einer Reform der Studienfinanzierung diskutiert werden. Da dies nicht der Fall ist, lehnen wir den neuen Gesetzesentwurf ab".
Die Studierenden der FH nutzten den festlichen Anlaß der Wohnheimübergabe, um ihren Unmut über die geplante Gesetzesänderung zu bekunden. Dabei kam es nicht zu Zusammenstößen mit der Polizei. Offensichtlich waren einige Fußballbegeisterte unter ihnen, diese trugen ein Plakat mit dem Text: "von Trotha wie Flasche leer". Giovanni Trappatoni hätte es nicht besser sagen können.

° Kommentar: Geschmacklos
° Stichwort: Das Studentenwerk


 
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