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  Archiv · Nr. 3 · 1. Jhg. · 20. Mai 1998

Archiv / Ausgabe 3 / Dies und Das

Ein Szenario über das Gesundheitswesen von morgen
Bleibt alles anders?

Thomas T. ist wie viele Menschen zu dieser Jahreszeit von Heuschnupfen geplagt, von seinem Arzt bekommt er daher regelmäßig entsprechende Tabletten, Nasentropfen sowie Augentropfen verordnet. In der Apotheke muß Thomas T. inzwischen tief ins Portemonnaie greifen. Für Tabletten der Größe N3 hat er 13 DM zu zahlen, waren es vor zwei Jahren noch 4 DM - der eigentliche Verkaufspreis beträgt 13,25 DM, d.h. Thomas T. übernimmt 13 DM, seine Krankenkasse dagegen nur 25 Pfennig. Das gleiche gilt für seine Nasen- und Augentropfen, für die er ebenfalls einen Eigenanteil von 11 DM bezahlen muß.
Der Trend in unserem Gesundheitswesen, beschrieben an diesem alltäglichen Beispiel, scheint unübersehbar: die Eigenbeteiligung des Einzelnen wächst. Betrug die Zuzahlung für rezeptverordnete Arzneimittel vor drei Jahren noch 3 DM, so wurde vor 2 Jahren eine Staffelung nach Größen N1, N2, N3 eingeführt, die sich auf 4, 6, sowie 8 DM belief. Seit Juli 1997 wurden die Zuzahlungen um 5 DM erhöht, d.h. von nun an sind 9, 11, und 13 DM je Packungsgröße zu einem auf Rezept verordneten Arzneimittel zuzuzahlen.
So wie im Beispiel von Thomas T. werden die Kosten der Arzneimittel nicht mehr ausschließlich von den gesetzlichen Krankenkassen, sondern von PatientInnen selbst übernommen.

Horsti
Vater allen übels: Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer, CSU

In immer größer werdenden Umfang wird der/die „Kranke" vor die Frage gestellt, ob er eine Leistung des Gesundheitswesens, von der er sich Hilfe verspricht, in Anspruch nimmt und dafür selbst aufkommt, oder ob er es schlichtweg läßt. Denn soviel scheint klar zu sein: die Solidargemeinschaft, d.h. die gesetzliche Krankenversicherung kommt nicht mehr für alle Therapiemethoden auf und wird es auch in Zukunft immer weniger können. Steigende Ausgaben für teure Behandlungsmethoden und die demographische Entwicklung (immer mehr alte und kranke Menschen) sowie weniger Geld in den Kassen der „Kassen" führen letztendlich zu einer Begrenzung der Ressourcen. Inzwischen wird nicht mehr rationalisiert, nein, wir befinden uns auf dem Weg der Rationierung.



 
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